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„Ganz schön heiß hier – was tut die Stadt dagegen?“

Aktuell„Ganz schön heiß hier – was tut die Stadt dagegen?“
So passt sich Ludwigsburg an die Folgen des Klimawandels an

Ludwigsburg.| Nicht erst seit Veröffentlichung der neuesten Klima-Berichte ist klar: Es wird ganz schön heiß hier in unseren Breiten. Das Weltklima verändert sich und damit auch das Klima vor Ort. Für Ludwigsburg bedeutet das viel mehr Hitzetage im Sommer, weniger Frosttage im Winter und mehr Extremwetterereignisse, als dies in den letzten Jahren der Fall war. Auch wenn alle Anstrengungen zum Klimaschutz gelingen und das 1,5-Grad-Ziel erreicht wird, werden die klimatischen Veränderungen spürbar sein.

Klimaanpassung mit Konzept

„Wir werden ein Klima bekommen, wie es heute in Rom oder im Extremfall in Neapel der Fall ist“, sagt Andrea Schwarz, Ludwigsburgs Bürgermeisterin für Stadtentwicklung, Hochbau und Liegenschaften. Sie ergänzt: „Besonders in unserer Innenstadt besteht daher ein hoher klimatischer Handlungsbedarf.“ Ihrem Dezernat ist auch die Stabsstelle Klima, Energie und Europa zugeordnet, die alle Maßnahmen zur Klimaanpassung der Stadtverwaltung koordiniert.

Für die Stadt Ludwigsburg ist das Thema der Klimaanpassung nicht neu: Bereits im Jahr 2016 wurde das Klimaanpassungskonzept der Stadt veröffentlicht. Damals waren diese Konzepte noch eine Seltenheit in Deutschland, Ludwigsburg war Vorreiter. Das rund 120 Seiten starke Dokument enthält einen Analyseteil und zeigt zahlreiche Maßnahmen auf, die die Stadt in Bezug auf das Thema Klimaanpassung umsetzen muss. Und das macht die Stadt bereits seit mehreren Jahren.

Förderung durch das Land Baden-Württemberg

Anfang August machte sich Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann ein Bild von den Anstrengungen vor Ort – und zeigte sich beeindruckt von den bereits umgesetzten Klimaanpassungsmaßnahmen in Ludwigsburg: „Der Klimawandel ist Realität. Wir spüren ihn längst auch in Baden-Württemberg. Je früher wir uns auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten, desto besser können wir Schäden und Kosten in Grenzen halten – und vor allem die Menschen schützen.“ Die Kommunen spielten dabei eine zentrale Rolle, betont Andre Baumann. „Das Land fördert die Kommunen bei dieser wichtigen Aufgabe. Das Beispiel Ludwigsburg zeigt, dass das gut angelegtes Geld ist.“ Beispielhaft schauten sich der Staatssekretär und Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht zusammen mit Bürgermeisterin Schwarz unter anderem die neuen Sonnensegel an der Charlottenkrippe in der Innenstadt an.

Besonders sehr junge und alte Menschen benötigen beim Thema Hitze extra Schutz, weil sie für gesundheitliche Folgen der Hitzebelastung anfälliger sind. Aus dem Grund hat die Stadt auch Sonnenschirme vor dem Mehrgenerationenhaus in Grünbühl-Sonnenberg und Sitzbänke auf den Spazierwegen in einigen Stadtteilen aufgestellt. Außerdem werden in den nächsten Monaten Trinkbrunnen in der Innenstadt installiert. Diese Maßnahmen werden durch das Programm KLIMOPASS des Landes gefördert.

Hinweiskarten für die Stadtplanung

Gefühlte Temperaturen von über 40 Grad, aufgeheizte Plätze und kaum Abkühlung in den Nächten: Das zeigt eine der Karten, die Bürgermeisterin Schwarz vorliegen – sie beschreibt keine ferne Zukunft, sondern ein Szenario im Jahr 2035, also schon in 14 Jahren. Solche Hinweiskarten helfen der Verwaltung bei städtebaulichen Entwicklungen.

Neben kleineren baulichen Maßnahmen, die zur Abkühlung beitragen, beachtet die Stadt so die Klimaveränderungen auch in der Stadtplanung. Die Karten zeigen dabei auf, wo sich stark hitzebelastete Gebiete befinden, die entlastet werden müssen, und in welchen Teilen der Stadt die kalte Luft entsteht, die Ludwigsburg an heißen Tagen kühlt. Diese Hinweise aus den Karten werden in der Bauleitplanung berücksichtigt.

Schaffung grüner Oasen

Eine Möglichkeit, um stark durch Hitze belastete Gebiete zu entlasten, ist diese zu entsiegeln und zu begrünen. Ein Beispiel dafür ist der Walckerpark: Aus einer betonierten Parkplatzfläche wurde ein grüner Park, mitten in der Stadt. Bürgermeister Michael Ilk beschreibt die Ziele bei der Verwandlung des Areals: „Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Neugestaltung des Walckerparks war, den wertvollen alten Baumbestand zu erhalten und darauf aufbauend eine offene Grünanlage mit attraktivem Spielplatz zu entwickeln.“ Am Ende ist dadurch ein zeitgenössischer Park entstanden, der sogar vergleichbar mit den historischen Anlagen in Ludwigsburg ist.

Solche grünen Oasen sind besonders in Gebieten wichtig, die sich durch die Hitze stark erwärmen. Sie bieten einen kühlen Rückzugsort für die Menschen an heißen Tagen. Aus diesem Grund möchte die Stadt weitere solcher Erholungsorte im Stadtgebiet schaffen. Bereits im Frühjahr 2022 soll der Ehrenhof vor dem Scala vom Parkplatz zum „Pocket-Park“ werden. Mit Hilfe einer Bundesförderung wird der Platz vor der Eventlocation begrünt und mit Sitzmöbeln aufgewertet.

So entstehen rund um die zentralen Plätze in Ludwigsburg immer mehr grüne Orte: Schon seit ein paar Jahren gibt es das „Grüne Zimmer“ am Rathaushof, durch sein flexibles Mobiliar ist es ein idealer Rückzugsort vor der Sonne.

Neue Möglichkeiten entdecken

Wie schön es sein kann, wenn aus Betongrau sattes Grün wird, ist jetzt auf dem Karlsplatz zu beobachten: Mit dem Projekt „Pop-up Innenstadt“ wurden hier mehrere Parkplätze für ein paar Monate in eine kleine Parkanlage umgewandelt. Eine ähnliche vorübergehende Umgestaltung wird derzeit auf dem Arsenalplatz vorbereitet.

Alle „Pop-Up“-Maßnahmen haben eines gemeinsam, erklärt Oberbürgermeister Knecht: „Wir wollen so neue Ideen für eine zukunftsfähige Innenstadt erlebbar machen und dazu einladen, sie auszuprobieren und zu bewerten – damit aus den erfolgreichen Maßnahmen auch dauerhaft etwas werden kann.“ Für den Karlsplatz zeigt sich der OB zuversichtlich: „Daraus wird sicher mehr als nur eine mehrwöchige Umgestaltung. Der Karlsgarten ist eine echte Bereicherung und könnte die ganze Nachbarschaft beleben.“

Stadtgrün erhalten

Damit das viele Grün in der Stadt weiter besteht, wird Ludwigsburg im Herbst eine Baumschutzsatzung in Kraft setzen: Dadurch sollen möglichst viele Bäume auch auf den privaten Grundstücken erhalten werden, denn sie säubern die Luft, spenden natürlichen Schatten und sind somit sehr wichtig für das Mikroklima in der Stadt.

Mit dem Rahmenplan für „Grüne Innenhöfe“ stellt die Stadt zudem sicher, dass Grünflächen in der Innenstadt, die für die Klimaanpassung besonders wichtig sind, nicht zugebaut werden dürfen. Darüber hinaus arbeitet die Verwaltung daran, das Stadtgrün fit gegen den Klimawandel zu machen. Dazu werden vorrangig Bäume gepflanzt, die den neuen klimatischen Bedingungen gewachsen sind.

Tipps für heiße Zeiten

Auch wenn dieser Sommer kein besonders heißer wird, macht es dennoch Sinn, sich auch privat vor Hitze zu schützen. Die Stadt hat dafür eine kleine Broschüre mit den wichtigsten Tipps für heiße Zeiten veröffentlicht. Wenn es besonders heiß wird, sollten ältere Menschen und Kleinkinder im Kühlen bleiben. Da bietet sich nachbarschaftliche Hilfe etwa beim Einkaufen an.

Wer in der Stadt unterwegs ist, kann die Aktion „Refill“ nutzen: An vielen Stellen in der Stadt kann man sich kostenlos Leitungswasser in eine Flasche füllen lassen. Mehr Informationen dazu und die Broschüre zum Download gibt es auf der städtischen Homepage www.ludwigsburg.de/klimaanpassung


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