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Stadtbahnverlängerung: Pläne sollen im Hinterkopf behalten werden

LokalesOstfildernStadtbahnverlängerung: Pläne sollen im Hinterkopf behalten werden

Ostfildern.| Der Chefplaner der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) hat dem Gemeinderat die neuesten Überlegungen zu einer möglichen Stadtbahnverlängerung von Nellingen nach Esslingen vorgestellt.

Volker Christiani, der Leiter des Stabsbereichs Planung bei der SSB, hat dem Gemeinderat in der letzten Arbeitssitzung Mitte Dezember Informationen zu einer möglichen Stadtbahnverlängerung von der Endhaltestelle Nellingen nach Esslingen vorgestellt. Das Fazit nach seinem Vortrag: „Der Nutzen-Kosten- Indikator für das Vorhaben liegt derzeit sehr knapp über 1,0“, sagte Christiani. Das heißt, die Nutzen sind nur unwesentlich größer als die Kosten. Somit erfüllt das Vorhaben das Gebot der Wirtschaftlichkeit und damit die Voraussetzung zur Förderung des Projekts nur knapp.

Zudem liege die Preiskalkulation für das Vorhaben mit kalkulierten 110 Millionen Euro am unteren Limit. „Die vom Verband Region Stuttgart veranschlagen 178 Millionen Euro im Regionalverkehrsplan 2018 erscheinen angesichts der aktuellen Kostenentwicklungen am Markt als durchaus realistisch“, sagte Christiani. Das regionale Verkehrsmodell werde derzeit weiter entwickelt, unter anderem gebe es eine neue Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamts. Zudem liefen aktuell im Bundesverkehrsministerium Diskussionen zur Anpassung der Standardisierten Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen des öffentlichen Personennahverkehrs, aus der die Nutzen- Kosten-Nutzen-Untersuchung für Projekte im Öffentlichen Personennahverkehr entspringt. „Nach aktuellem Diskussionsstand sollen vor allem in Ballungsräumen Aspekte zum Umwelt- und Klimaschutz stärker berücksichtigt werden“, erläuterte Christiani. Vor diesem Hintergrund empfahl er dem Gemeinderat, die Standardisierte Bewertung derzeit noch zurückzustellen und in etwa ein bis zwei Jahren, nach der Überarbeitung der Verfahrensmethodik wieder aufzurufen.

Christiani riet dem Gremium, schon zum jetzigen Zeitpunkt die Freihaltung der möglichen Trasse weiter zu betreiben und in der Fortschreibung des Flächennutzungsplans zu berücksichtigen. Die Trasse sei bereits im Regionalverkehrsplan 2018 als Maßnahme mit hoher Dringlichkeit enthalten. Ein weiterer interessanter Aspekt für die Verwirklichung der Anbindung von Nellingen nach Esslingen sei es, dass der Bahnhof Esslingen in Zukunft mit dem Halt von so genannten Metropolexpresszügen größere Bedeutung erlange als bisher. Zudem hätten Berechnungen ergeben, dass Fahrgäste, die südlich der Haltestelle Bopser in Stuttgart zusteigen, mit einer Verbindung über die Filder schneller nach Esslingen gelangen als mit der Stadtbahn und S-Bahn-Strecke mit der Anbindung am Stuttgarter Hauptbahnhof.

Die SSB hatte im Jahr 2000 im Auftrag des Landkreises Esslingen erstmals Untersuchungen zu einer Schienenverbindung zwischen Nellingen und Esslingen angestellt. In dem intern so genannten „Spaghettiplan“ wurden zahlreiche Varianten untersucht, darunter auch eine Verbindung bis hin auf den Esslinger Marktplatz. Der Nutzen-Kosten- Indikator für diese Varianten belief sich auf einen Wert zwischen 0,39 und 0,82. „Damit verschwanden die Pläne in der Schublade, weil keine Chance auf eine Realisierung einer Variante bestand“, sagte Christiani.

Rund zehn Jahre später kam wieder Bewegung in das Thema. Ein Student an der Hochschule für Technik hatte sich für seine Bachelorarbeit der Verbindung zwischen Nellingen und Esslingen angenommen. Er stellte sich dem Hauptproblem, dem enormen Höhenunterschied, den es zu bewältigen gilt, mit einer neuen Überlegung und nutzte den Umstand, dass die Stadtbahn seit 2007 steilere Strecken befahren darf als zuvor (8,5 statt sieben Prozent Steigung). Die Stadtbahn sollte nun länger auf einer landschaftsangepassten Trasse fahren, später in einen Tunnel abschwenken und im Esslinger Bahnhof auf ein bereits vorhandenes Abstellgleis einschwenken. Nach einer groben Kostenschätzung ergab sich ein Nutzen- Kosten-Faktor von 1,2. „Damit war wieder Musik in dem Thema“, sagte Christiani.

Nach weiteren Berechnungen der SSB zeigt sich, dass der Dreh- und Angelpunkt neben der technischen Herausforderung der Steigung in der Handhabung des weiteren Angebots des Öffentlichen Personennahverkehrs liegt. „Wir haben untersucht, in wieweit es Einfluss nimmt, wenn die Buslinien 119 und 120 nicht nach Esslingen fahren, sondern in Nellingen im Bereich der Endhaltestelle mit der Stadtbahn verbunden werden“, erläuterte Christiani. Die Auswirkungen auf eine Standardisierte Bewertung seien deutlich positiv ausgefallen. Deswegen sei es wichtig, dass bei einer Verwirklichung der Schienenstrecke auch das Busnetz in die Hand genommen werde und die Linien, die dann parallel zur Stadtbahn fahren würden, zurückgebaut würden. Weitere Berechnungen von bereits geplanten neuen Aufsiedlungen im regionalen Verkehrsmodell wie die Ansiedlung von Festo entlang der geplanten Trasse flossen in die Berechnungen auch mit ein und wirkten sich positiv aus.

Die Untersuchung einer Schienenverbindung von Nellingen nach Esslingen hat sich nicht nur auf Grund technischer Herausforderungen und einem lange Zeit relativ schlechten Nutzen-Kosten-Faktor hingezogen. „Die Trassenverbindung war längere Zeit nicht unsere erste Priorität, weil auch der Ausbau der U6 an den Flughafen und der U2 nach Neuhausen auf unserem Plan standen“, sagte Christiani, „die Schienenverbindung nach Esslingen bleibt für uns aber ein spannendes und zugleich schwieriges Thema“.

Die Gemeinderäte lobten den Experten für seinen aufschlussreichen Vortrag und wollten zum Beispiel wissen, ob eine Tunnellösung in der Ludwig-Jahn-Straße in die Berechnungen bereits mit eingerechnet seien – und wenn nicht, wie sich das auf den Nutzen-Kosten-Faktor auswirke. Zudem fragten sie, ob die U7 mit einer Verbindung nach Esslingen zu Hauptverkehrszeiten nicht überlastet werde. Die Kosten für einen Tunnel in der Ludwig-Jahn-Straße seien in den Berechnungen nicht berücksichtigt, antwortete Christiani. Allerdings würden diese sich nicht so stark auf den Nutzen-Kosten-Faktor niederschlagen, weil ein Tunnel eine sehr lange Abschreibungsphase von 80 bis 90 Jahren habe. Die weiteren Themen müssten in der weiteren Untersuchung differenziert betrachtet werden, zum Beispiel, welcher Takt sinnvoll sei, welche Kosten dabei entstehen würden und welche ideale Variante sich aus den verschiedenen Faktoren dann ergeben würde.


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