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Der Untergang der Schreibschrift

LebenRatgeberDer Untergang der Schreibschrift

In vielen Bundesländern ist es nicht mehr Pflicht, in den Schulen neben der Druckschrift noch eine verbundene Schrift zu lehren. Viele erachten das Erlernen einer Schreibschrift sogar als überflüssig, erledigen wir doch heute die meisten Schreibarbeiten ohnehin am Computer. Doch Sprachforscher und Psychologen warnen vor den Konsequenzen, die daraus entstehen könnten. Amerikanische Studien legen sogar folgendes Szenario nahe: Ohne die Fähigkeit, eine verbundene Schrift zu schreiben, entwickeln Kinder eine schlechtere Feinmotorik und haben größere Schwierigkeiten im Verfassen von Texten.

Das verlorene Zeitalter des Briefes
Vor der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert gab es lediglich eine Schreibschrift, die zur damaligen Zeit nur von Mönchen und Gelehrten in lateinischer Sprache geschrieben wurde. In den nachfolgenden Jahrhunderten entwickelte sich der Brief zum Standard-Kommunikationsmedium des Bildungsbürgertums, das fortan primär in deutscher Sprache schrieb. Bis zum Beginn des Digitalen Zeitalters und der Computerisierung war es sowohl in der Berufswelt als auch im Privatleben noch üblich, mittels Brief zu kommunizieren. Heutzutage sind Füller, Siegel und aufwendig designtes Briefpapier jedoch Computer und Drucker gewichen. Wer heute im Geschäftsleben ein wenig Individualität und eine persönliche Note in seinen Schriftverkehr bringen möchte, der kann beispielsweise spezielles Briefpapier im Corporate Design wählen, wie es z. B. hier angeboten wird.

Doch auch im privaten Bereich ist es stets eine angenehme Überraschung, einen handschriftlich geschriebenen Brief zu bekommen, weswegen viele diese schöne Tradition nach wie vor pflegen. Über kurz oder lang könnte sie jedoch endgültig der Vergangenheit angehören, denn in vielen Bundesländern ist das Erlernen einer Schreibschrift bereits aus dem Lehrplan gestrichen worden und der sogenannten Grundschrift gewichen – einer modifizierten Druckschrift, bei der einzelne Buchstaben miteinander verbunden werden können, aber nicht müssen. Sie soll den Kindern die Entwicklung einer eigenen Handschrift erleichtern, ohne den Umweg über eine verbundene Schreibschrift zu gehen. Da die Rahmenlehrpläne Sache der Bundesländer sind, verfolgt jedes Bundesland bezüglich der zu erlernenden Schrift seine eigene Linie, jedoch gehen die meisten dazu über, eine verbundene Ausgangsschrift entweder nur marginal zu lehren oder sie ganz vom Lehrplan zu streichen.

Schreibschrift fördert Feinmotorik und kognitive Fähigkeiten
Gegen diese Entwicklung regt sich zunehmend Protest. So wurde der Präsidentin der Kultusministerkonferenz Ende 2017 eine Forderung mit 15.000 Unterschriften überreicht, die die einheitliche Wiedereinführung der Schreibschrift zum Ziel hat. Die Kritiker sehen in der Abschaffung der verbundenen Schrift den Verlust eines Kulturguts und monieren die fehlenden empirischen Untersuchungen über die möglichen Auswirkungen. Bislang gibt es nur wenige Studien zu diesem Thema; einige amerikanische Forschungsergebnisse scheinen jedoch die Thesen der Grundschrift-Gegner zu stützen. Demnach besitzen Kinder, die lediglich die Druckschrift beherrschen, eine schlechtere Feinmotorik und sind überdies noch schlechter in der Lage, Texte zu verfassen.

War es voreilig, die Schreibschrift weitestgehend abzuschaffen? Und hat diese Maßnahme wohlmöglich schädliche Auswirkungen auf unsere Kinder? Geht es ihren Befürwortern bloß um das Festhalten an einer Tradition oder steckt mehr hinter dem Aufruf zur “Rettung des schriftlichen Kulturguts”? Fest steht, dass es bei einem so weitgehenden Eingriff in die Lehrpläne sowohl Gewinner als auch Verlierer gibt. Insbesondere die Schulbuchverlage profitieren von der Einführung der Grundschrift, schließlich sind neue Lehrbücher und Unterrichtsmaterialien erforderlich. Die Frage bleibt nur, zu welcher Gruppe die Kinder gehören, die fortan keine Schreibschrift mehr lernen: zu den Gewinnern oder den Verlierern.

Bildrechte: Flickr 365.8 (Distracted by Penmanship) Kim Piper Werker CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten


 

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