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StartAktuellOB Kuhn überreicht Bürgermedaille an Professor Ben Willikens

OB Kuhn überreicht Bürgermedaille an Professor Ben Willikens

AktuellOB Kuhn überreicht Bürgermedaille an Professor Ben Willikens

Stuttgart.| Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat am 16. Dezember im Rathaus die Bürgermedaille der Stadt Stuttgart an Professor Ben Willikens überreicht. Im Rahmen der Veranstaltung hat sich der Preisträger ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Willikens gehört zu den bedeutendsten und international bekanntesten zeitgenössischen deutschen Künstlern.

In seiner Laudatio würdigte der OB Ben Willikens als einen der bedeutendsten Künstler seiner Generation und als einen der bedeutendsten Stuttgarter Künstler. „Er gehört zur Stuttgarter Akademie wie kein Zweiter. Und er hat Stuttgart immer die Treue gehalten, sein Wohnsitz war immer hier. Man kann also auch nach München gehen, wie es Willikens getan hat, und dennoch ein Stuttgarter bleiben“, sagte Kuhn augenzwinkernd. Ein großer Verdienst des Künstlers sei es auch gewesen, zusammen mit anderen, das Teck-Areal für Stuttgart und den Kulturpark Berg gerettet zu haben. Sein Künstleratelier dort solle erhalten bleiben, es werde dafür eine Lösung geben, äußerte sich der OB zuversichtlich. „Ich möchte mich bei Ben Willikens für seine Arbeit und seinen Bezug zu Stuttgart herzlich bedanken. Die Verleihung der Bürgermedaille an ihn war eine kluge, kunstsinnige, zukunftsweisende und goldrichtige Entscheidung des Gemeinderats“, sagte Kuhn abschließend.

Ben Willikens wurde 1939 in Leipzig geboren. Nach ersten Studien der Literatur und Philosophie in Hamburg wechselte er 1962 an die Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, wo er die Malereiklasse von Heinz Trökes besuchte. 1969 zwang ihn eine Krankheit zu einem fast einjährigen Klinikaufenthalt. Dieses Ereignis verarbeitete Willikens nach Stipendien-Aufenthalten in der Villa Romana in Florenz und der Villa Massimo in Rom in einer Serie von menschenleeren Acrylbildern – die sogenannten „Anstaltsbilder“ –, in denen er in kühler, anonymer Sprache Betten, Spinde, Zellentüren, Flure und Motive darstellte, die an damalige Anstalten und Krankenhäuser erinnern. Diese streng perspektivischen Arbeiten machten ihn schlagartig bekannt. In seiner Dankesrede verriet Willikens Privates: „In meiner Jugend war ich ein Rebell, seit damals stehe ich jedoch konsequent auf der Seite der Kunst. Aber vor der leeren Leinwand führe ich immer einen Kampf um den Erhalt meiner inneren Freiheit.“ Kunst sei nur möglich, wenn die bürgerliche Gesellschaft den Freiraum dafür schaffe, führte Willikens weiter aus und schloss mit dem Dank für die Ehrung, die ihm zuteilwerde.

Ab den 1970er-Jahren entwickelte Ben Willikens eine Malerei der sachlichen Nüchternheit, die annähernd ohne Farben auskommt. „Grau in Grau“ wurde über viele Jahre zu seinem Markenzeichen. In dieser Zeit schuf er die erste Version seines berühmten „Abendmahls“, ein drei mal sechs Meter großes Triptychon. Die Auseinandersetzung mit dem Raum und mit der klassischen Räumlichkeit der Zentralperspektive wurde in den kommenden Jahren zum wichtigsten Thema seines Schaffens. Willikens‘ Bilder vermitteln oft einen Eindruck der Einsamkeit, des Schweigens und der Stille. Sie fordern den Betrachter auf, sie gedanklich zu füllen und weiterzudenken. Im Jahr 1977 wurde Willikens Professor für Grafik und Malerei an der Hochschule für Gestaltung Pforzheim, 1982 wechselte er an die Hochschule der Bildenden Künste in Braunschweig, 1991 wurde er an die Akademie der Bildenden Künste in München berufen, die er zwischen 1999 und 2004 auch als Rektor leitete.

Mit zahlreichen Kunstpreisen wurde Ben Willikens für sein künstlerisches Schaffen geehrt. Unter anderem erhielt er 1970 den Villa-Romana-Preis Florenz, 1972 den Villa Massimo-Preis. 1983 wurde er mit dem Hans-Molfenter-Preis Stuttgart und 2004 mit dem Kunstpreis der Helmut-Kraft-Stiftung Stuttgart ausgezeichnet. Darüber hinaus erhielt er diverse Staatspreise wie 2001 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 2006 den Bayerischen Verdienstorden und 2017 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Seine Werke finden sich heute weltweit und auch in Stuttgart, nicht nur in Sammlungen und Museen, sondern in öffentlichen Gebäuden, in Unternehmen und Kirchen. Das städtische Kunstmuseum und die Staatsgalerie verfügen über zahlreiche Werke. 2003 wurde seine Wandgestaltung im Foyer des Hegelsaals der Liederhalle eingeweiht, im Neuen Schloss sind „Fünf Räume, Fünf Jahrzehnte“ zu sehen. 1988 hat sich Ben Willikens in Stuttgart ein Wohnatelier in der Teckstraße 68 eingerichtet. Er hat das Renommee des Kultur-Berg-Areals mitbegründet und seither mitgeprägt. Der bekennende Wahl-Stuttgarter hat einen zweiten Wohn- und Arbeitssitz in einem alten Bauernhaus in Wallhausen in Hohenlohe.

Bürgermedaille der Stadt Stuttgart
Mit der Bürgermedaille der Stadt Stuttgart werden seit 1970 Persönlichkeiten geehrt, die sich besondere Verdienste um Stuttgart erworben haben. Sie kann auch an Persönlichkeiten verliehen werden, die eine hervorragende Leistung vollbracht haben und in Stuttgart entweder geboren oder mit Stuttgart in besonderer Weise verbunden sind. Die Bedeutung der Auszeichnung mit der Bürgermedaille zeigt sich auch darin, dass nicht mehr als 30 lebende Persönlichkeiten die Bürgermedaille besitzen sollen. Über die Verleihung der Bürgermedaille entscheidet der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung mit Zweidrittel-Mehrheit all seiner Mitglieder. Die Bürgermedaille wird mit einer vom Oberbürgermeister unterzeichneten Urkunde feierlich überreicht.

Träger der Bürgermedaille
Träger der Bürgermedaille sind unter anderem Prof. Dr.-Ing. e.h. Werner Breitschwerdt, Prof. Dr. h.c. Marcia Haydée, Prof. Dr. h.c. Helmuth Rilling, Dr.-Ing. Wendelin Wiedeking, Wolfgang Dauner, Senator h. c. Rudi Häussler, Erster Bürgermeister a.D. Dr. Gerhard Lang und Landesrabbiner a.D. Dr. h.c. Joel Berger.


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