9.9 C
Stuttgart
Dienstag, 23. April , 2024

Richtfest am Neubau des Landratsamts Esslingen gefeiert

Der Bau des neuen Landratsamts-Gebäudes in den...

Rivalisierende Gruppierungen im Visier

Intensivierte Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Polizei gegen...

Böblingen erhält Zuschlag für Landes-Musik-Festival 2028

Böblingen.| Am vergangenen Montag hat der Landesmusikverband...
StartAktuellNaturschutz muss lauter werden, um Gehör zu finden

Naturschutz muss lauter werden, um Gehör zu finden

AktuellNaturschutz muss lauter werden, um Gehör zu finden
NABU-Landesdelegierte wählen neuen Vorstand – Landeschef Enssle lobt Engagement

Stuttgart / Schorndorf.| „Die Zeit ist reif für den Wandel!“ Unter diesem Motto hat der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle die rund 250 Delegierten aus 232 Gruppen bei der gestrigen Landesdelegiertenkonferenz (LVV) in Schorndorf aufgerufen, bei ihren vielfältigen Aktivitäten zum Schutz der Natur nicht nachzulassen. „Euer Engagement macht einen Unterschied in dieser Welt! Ob wir Biotope pflegen, Kindergruppen anleiten, Bauprojekte kritisch begleiten oder für besseren Klimaschutz oder die Agrarwende demonstrieren. Der NABU als größter Naturschutzverband des Landes wird gehört.“

Trotzdem fällt die Bilanz des NABU-Landeschefs bei zwei globalen Mega-Krisen ernüchternd aus: „Seit Jahrzehnten warnen wir vor dem Kollaps der Ökosysteme. Das Klima ist bedroht, die Löcher im Lebensnetz der Artenvielfalt werden von Jahr zu Jahr größer. Wir spüren die Auswirkungen des Klimawandels und nehmen wahr, wie die Insektenwelt schwindet und die Vogelwelt verstummt – auch bei uns im Ländle und trotz unseres vielfältigen Engagements. Das schmerzt und macht nachdenklich.“ Naturschutz müsse deshalb noch lauter werden und sich beim Klimaschutz stärker einbringen – und die Politik müsse die Ohren spitzen und handeln: „Beteiligt Euch beim globalen Klimastreik am kommenden Freitag. Der NABU in ganz Deutschland ist mit dabei. Unsere NABU-Gruppen gehen in Stuttgart, Ulm, Heidelberg und Heilbronn dafür auf die Straße, dass unsere Kinder und unsere Artenvielfalt eine Zukunft haben.“

NABU-Präsident Krüger: Menschen wollen den Wandel
Diesem Appell schloss sich auch der vor zwei Wochen neu ins Amt des NABU-Präsidenten gewählte Jörg-Andreas Krüger an. In seiner Antrittsrede an die Delegierten des aktuell mit 112.500 Mitgliedern größten NABU-Landesverbandes betonte Krüger: „Vielerorts haben wir ausgeräumte, artenarme, übernutzte Landschaften, die keinerlei Puffer mehr haben, um auf den Klimawandel zu reagieren. Unser ökologischer Irrweg ist inzwischen auch ein ökonomischer geworden. Immer mehr Menschen begreifen, dass die Zukunft ihrer Lebensgrundlage auf dem Spiel steht. Sie fühlen sich zu recht persönlich betroffen vom Bienen- und Insektensterben, von Plastikmüll, Ressourcenverschwendung und Klimawandel und wollen, dass sich etwas ändert. Wir als NABU haben die Kompetenz und die Menschen, um uns aktiv auf allen Ebenen für lebens- und liebenswerte Landschaften und wirksame Schutzgebiete einzusetzen.“

In Baden-Württemberg engagiert sich der NABU im Volksbegehren „Rettet die Bienen“ und bei der Ausgestaltung des als Alternative von der Landesregierung vorgelegten Eckpunktepapiers. „Im Landeshaushalt ist ein mittlerer, zweistelliger Millionenbetrag reserviert, um die von uns seit langem, auch im Pestizidbericht geforderte Pestizidreduktion und den Ausbau der Ökolandwirtschaft in Baden-Württemberg voranzubringen. Angesicht der neuesten Studien zum Insektensterben ist dieser Beitrag dringender denn je. Dass im Eckpunktepapier jetzt 40 bis 50 Prozent Pestizidreduktion steht, ist ein wichtiges Signal der Landesregierung und wird uns beim Schutz der Artenvielfalt deutlich voranbringen“, so Enssle.

Neben der Landwirtschaft fordere das Eckpunktepapier der Landesregierung auch von Privatleuten und Kommunen, ihren Beitrag zu leisten. „Ein Pestizidverbot in Privatgärten ist längst überfällig. Niemand muss Läuse auf seinen Rosen mit der chemischen Keule wegspritzen.“ Hinzu kommt der enorme Flächenverbrauch in den Kommunen durch immer neue Bau- und Gewerbegebiete. „Obwohl sich der Flächenverbrauch verlangsamt hat, werden weiterhin unbebaute Flächen durch Wohn- und Gewerbeflächen sowie Straßen versiegelt – täglich verlieren wir im Schnitt 4,5 Hektar, das waren allein 2018 weitere 1.651 Hektar oder rund 2.360 Fußballfelder.“

Neue Naturschutzkompetenz im Landesvorstand
Für den langjährigen Schatzmeister Ingo Ammermann, der in selbiger Position künftig den NABU-Bundesverband unterstützt, wechselt der bisherige 2. Stellv. Landesvorsitzende Prof. Dr. Markus Röhl auf diese Position. Dessen Vorstandsposten übernimmt als neues Mitglied der Forstwissenschaftler Dr. Dietmar Götze. Ebenfalls neu im Landesvorstand des NABU Baden-Württemberg sind die beiden Diplom-Biologinnen Elke Hauser und Andrea Frank-Bühler sowie der Ornithologe Dr. Ulrich Tammler. Weitere Mitglieder des nun elfköpfigen Vorstandes mit dem Landesvorsitzenden Johannes Enssle an der Spitze sind Anna Süpple (NAJU), Thomas Hoffmann, Dr. Christoph Aly, Hans-Peter Kleemann (1. Stellv. Vors.) und Egbert Badey. Erneut mit großer Zustimmung als Kassenprüferin bzw. Kassenprüfer gewählt wurden Elke Schabernack und Reinhard Walter.

Die Versammlung hat zudem dem Haushaltsplan 2020 zugestimmt, der Ausgaben von rund 5,2 Millionen Euro vorsieht. Schwerpunkte setzt der NABU weiterhin beim Ausbau der Verbandsstruktur, um die NABU-Gruppen im Land bei ihrer Arbeit bestmöglich und professionell zu unterstützen, sowie bei Projekten zum Natur-, Arten- und Biotopschutz. Dank steigender Mitgliederzahlen steht der Haushalt auf festen Füßen.


Weitere Artikel

Beliebte Artikel