Gemeinderat vertagte wichtige Entscheidung – Oberbürgermeister Uwe Skrzypek appelliert an Mitglieder aller Gremien
Vaihingen/Enz.| Die Stadt Vaihingen an der Enz kämpft weiter für den Erhalt des Vaisana Ärztehauses. Der Vaihinger Gemeinderat hat in seiner Sondersitzung vom 13. November 2025 einhellig sein Interesse am Erwerb des ehemaligen Krankenhauses und des Ärztehauses Vaisana zur gemeinwohlorientierten Nutzung bekräftigt. Auch wenn die Abstimmung über die Ausübung des Vorkaufsrechts vertagt wurde, wird die Verwaltung unmittelbar die Verhandlungsgespräche mit der RKH Kliniken Holding vertiefen, wie Oberbürgermeister Uwe Skrzypek im Nachgang der Sitzung erklärte.
Die Stadtverwaltung wurde vom Gemeinderat beauftragt, vertiefende Gespräche mit den RKH-Kliniken zu führen, um den Erwerb des Grundstücks anzustreben. Sie soll mit relevanten Akteuren Nutzungsmöglichkeiten unter besonderer Berücksichtigung medizinischer Angebote, Pflege, Wohnen und Quartiersentwicklung prüfen und entwickeln.
Ausdrücklich setzt sich der Gemeinderat für den Erhalt des Ärztehauses Vaisana sowie des ehemaligen Krankenhauses und den Erhalt der dortigen 130 Arbeitsplätze ein. Die funktionierende Infrastruktur des Ärztehauses mit 15 Haus- und Fachärzten sowie zahlreichen weiteren Praxen, einer Apotheke und einem Café soll unbedingt erhalten werden und durch ergänzende medizinische und seniorengerechte Angebote ausgeweitet werden.
Stadtverwaltung und Gemeinderat unterstützen die aktuellen Mieter laut Beschluss dabei, umgehend verlässliche und flexible Verträge mit der RKH zu schließen. „Allerdings war die Verzögerung des für die Verhandlungen wichtigen Tagesordnungspunktes 3 ein schlechtes Signal an die Ärzteschaft“, erklärte Skrzypek. „Deren Vertrauen müssen wir unbedingt zurückgewinnen!“ Elf Gemeinderätinnen und -räte wollten die Möglichkeit, dass die Stadt vom ihr zustehenden Vorkaufsrecht Gebrauch machen könnte, noch einmal in einer gesonderten Sitzung beraten und stimmten dem Antrag der SPD-Fraktion auf Vertagung des Beschlusses zu – ohne dass die zuvor vereinbarte Neufassung des Punktes noch einmal besprochen wurde.
Auch zwei weitere Punkte der Beschlussfassung sollen nun im Verwaltungsausschuss am Montag (1. Dezember 2025) noch einmal beraten und dann im Gemeinderat am 10. Dezember geschlossen werden.
Einige Ärzte verließen nach diesem Beschluss den Sitzungssaal und kündigten an, das Vaisana Ärztehaus verlassen zu wollen. Sie hatten zuvor ergebnislos um neue Mietverträge mit der RKH Kliniken Holding gekämpft und wollen nun in einen zu erschließenden Gebäudekomplex der Wohnbau Oberriexingen in Oberriexingen ziehen. Betroffen davon sind nach Kenntnis der Stadtverwaltung sechs Ärzte – Fachärzte und Allgemeinmediziner.
Eine weitere Verunsicherung der Mieter sowie ein Wegzug von Ärzten mit einer damit verbundenen weiteren Verschlechterung der ohnehin prekären hausärztlichen Versorgung des Mittelzentrums Vaihingen ist laut Oberbürgermeister Uwe Skrzypek nicht hinnehmbar. Er versprach, weiter für den Erhalt des Areals zu kämpfen – als Herzstück eines Stadtquartieres mit barrierefreien, seniorengerechten und für betreutes Wohnen geeigneten Wohneinheiten sowie ergänzenden Versorgungsangeboten.
Im Falle eines Verkaufs an einen Investor kann der Gemeinderat der Ausübung des Vorkaufsrechtsgemäß §24 BauGB für das Krankenhaus-Areal zustimmen. 1,5 Hektar des heute 2 Hektar großen Areals hat die Stadt Vaihingen an der Enz dem Kreis im Jahr 1936 zum Bau des damaligen Krankenhauses erschlossen und geschenkt. Der Bebauungsplan sieht ausdrücklich eine medizinische Nutzungsbindung vor.
Der Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Vaihingen an der Enz appelliert an Landrat Dietmar Allgaier, an die Kreistagsmitglieder sowie an die Aufsichtsräte, Lobbyismus-Bestrebungen nicht nachzugeben. „Die öffentliche Hand darf die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung nicht Gewinnmaximierungsbestrebungen einzelner privater Investoren opfern – auf dem Rücken von Patienten und Steuerzahlern.“ Ein Abriss der bestens erhaltenen und zum Teil erst 18 Jahre alten Gebäudekomplexe, um Luxusquartiere zu schaffen, wäre aus gesellschaftlich-ökonomischen sowie aus ökologisch-nachhaltigen Gesichtspunkten nicht vertretbar. Die aus der Presse zu entnehmende Grundidee des Investors, dass die Stadt den Umzug der Ärzte sowie die Ausstattung neu zu errichtender Räumlichkeiten – ebenfalls im Besitz des Unternehmens – finanziert, widerstrebe dem Gemeinwohlinteresse der Bürgerinnen und Bürger sowie und den sozial-ethischen Grundprinzipien der Kommunalpolitik.
Die Stadt Vaihingen an der Enz setze nun auf die Unterstützung aller Gremien, die Nachnutzung des Areals durch die Stadt Vaihingen an der Enz zu befürworten.