Ludwigsburg.| Die Ergebnisse der Nutzen-Kosten-Analyse für die geplante Stadtbahn LUCIE sind kürzlich beim Mandatsträgerforum vorgestellt worden. Sie zeigen, dass die geprüften Varianten einen Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) von über 1,0 erreichen und damit die Fördervoraussetzungen von Bund und Land erfüllen. Zudem berücksichtigt die Nutzen-Kosten-Analyse mögliche Kostensteigerungen. Landrat Dietmar Allgaier stellt fest: „Wie wissenschaftlich fundiert der Prozess der Nutzen-Kosten-Analyse ist, wurde beim Mandatsträgertreffen transparent und ausführlich erläutert.“ Doch wie kommt der Nutzen-Kosten-Faktor zustande, wie aussagekräftig ist er und wie ist der Nutzen-Kosten-Faktor der geprüften Varianten einzuordnen?
Der NKI fasst alle ermittelten Nutzen und Kosten eines Projekts in einer Kennzahl zusammen. In die Berechnung des NKI fließen zahlreiche Maßstäbe ein wie die Betrachtung der Infrastruktur, die Art des Betriebs und die Auswirkungen auf den Verkehr. Der Nachweis der Förderwürdigkeit für Fördermittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) erfolgt mit dem Verfahren der Standardisierten Bewertung, die auch Nutzen-Kosten-Analyse genannt wird. Alle paar Jahre gibt es eine Fortschreibung des Verfahrens, die sicherstellt, dass die Bewertung stets den aktuellen Stand der Wissenschaft und der gesellschaftlichen Wertevorstellungen abbildet. So wurden bei der letzten Fortschreibung 2022 zum Beispiel Themen wie Kohlendioxid-Emissionen, alternative Antriebe, die Inanspruchnahme von Verkehrsflächen oder die Erreichbarkeit ländlicher Räume im Verfahren stärker berücksichtigt.
„Bewertung erfolgt stets nach gleichen Maßstäben“
„Ein Nutzen-Kosten-Indikator von über 1,0 belegt, dass die Maßnahme volkswirtschaftlich sinnvoll ist. Die Summe der Nutzen ist höher als die Kosten und damit ist die Maßnahme grundsätzlich förderfähig“, erläutert Stefan Tritschler, Geschäftsführer des Verkehrswissenschaftlichen Instituts Stuttgart GmbH bei seinem Vortrag auf dem Mandatsträgerforum. „Die Nutzen-Kosten-Analyse für die Stadtbahn LUCIE berücksichtigt die Vorgaben des Bundesverkehrsministeriums für die Bewertung von ÖPNV-Vorhaben. Diese Vorgaben beruhen auf dem aktuellen Stand der Verkehrswissenschaft und geben die Schritte einer Bewertung detailliert vor. Dadurch ist sichergestellt, dass die Bewertung stets nach gleichen Maßstäben erfolgt – egal, wer die Maßnahme umsetzt oder welche Ingenieurbüros die Planung und Bewertung übernehmen“, erklärte Stefan Tritschler.
Kostensteigerungen sind in der Nutzen-Kosten-Analyse bereits berücksichtigt
Bei der Ermittlung des Nutzen-Kosten-Indikators werden zudem Kostensteigerungen einkalkuliert. Dazu sagt Max Bohnet vom Gutachterbüro Gertz Gutsche Rümenapp Stadtentwicklung und Mobilität GbR, der die Ergebnisse der Nutzen-Kosten-Analyse vorstellte: „Ein Risikopuffer von mindestens 20 Prozent für unvorhersehbare Kostensteigerungen ist in der Nutzen-Kosten-Untersuchung bereits berücksichtigt.“
Nutzen-Kosten-Faktor der geprüften Varianten liegt über 1,0
Für den Vorlaufbetrieb zwischen Markgröningen und dem Ludwigsburger Bahnhof (Gleis 6) liegt der NKI bei 1,1. Die Alternativtrasse, die beim Stellwerk auf die Schlachthofstraße ausschleift und zum Westausgang des Ludwigsburger Bahnhofs führt, erzielt mit 1,6 einen deutlich höheren Wert. Im Gesamtnetz mit den Verbindungen nach Schwieberdingen, Oßweil und Pattonville erhöht sich der NKI mit der Alternativtrasse von 1,0 auf 1,2. Zum Vergleich: Bei der Regionalstadtbahn Neckar-Alb wurden NKI-Werte für die Innenstadtstrecke von Reutlingen ermittelt, die für die diskutierten Varianten zwischen 1,0 und 1,2 liegen.
Werte in der üblichen Spannweite für derartige Projekte
„Die Werte rangieren in der üblichen Spannweite für derartige Projekte. Die Variante für die Reaktivierung Ludwigsburg – Markgröningen mit Ausschleifung beim Stellwerk nach Bahnhof West schneidet mit einem NKI von 1,6 überdurchschnittlich im Vergleich zu anderen Reaktivierungsprojekten im Land ab. Die Variante mit Einfahrt in den Bahnhof hingegen schneidet im Vergleich mit 1,1 eher unterdurchschnittlich ab. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass es für die Förderung nach dem GVFG unerheblich ist, ob der NKI 1,1 oder 1,6 ist. Der Nachweis der Wirtschaftlichkeit ist mit einem Wert stabil über 1,0 gegeben“, so das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg.
Positive Auswirkungen auf den Verkehr
Prognosen zeigen, dass bereits in der ersten Ausbaustufe täglich rund 8.000 Fahrgäste mit LUCIE unterwegs sein werden. Das entspricht einer Verlagerung von jährlich etwa 6,5 Millionen Pkw-Kilometern auf die Schiene. Damit verbunden sind Einsparungen von rund 420.000 Stunden Reisezeit pro Jahr.
„Durch die Wahl der richtigen Trassenalternative können wir bereits in der ersten Ausbaustufe knapp 8.000 Fahrgäste pro Tag erreichen. Diese Zahl ist für mich neben dem Nutzen-Kosten-Verhältnis besonders wichtig – zeigt sie doch eindrucksvoll, dass der Bedarf an einem neuen Verkehrsmittel besteht“, ergänzt Michael Ilk, Geschäftsführer des Zweckverbandes Stadtbahn im Landkreis Ludwigsburg.