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StartRegionRems-Murr KreisMedizinische Versorgung der Zukunft

Medizinische Versorgung der Zukunft

RegionRems-Murr KreisMedizinische Versorgung der Zukunft

Rems-Murr-Kreis leistet seinen Beitrag und appelliert an die Kassenärztliche Vereinigung

  • Kommunale Gesundheitskonferenz und Sozialausschuss empfehlen dem Kreistag: Keine weitere Klage in Sachen Notfallpraxis erheben
  • Medizinische Versorgungszentren als Erfolgsmodell
  • Gespannter Blick nach Berlin: Ermöglichen die aktuellen Reformen die Gesundheitspunkte?

Rems-Murr-Kreis.| Die Kommunale Gesundheitskonferenz im Rems-Murr-Kreis hat bereits 2024 ein umfassendes Strategiepapier verabschiedet, um trotz akuten Ärztemangels die ortsnahe und flächendeckende ambulante Versorgung langfristig zu sichern. Nach einer Umfrage in den Praxen und Auswertung regionaler Versorgungsdaten umfasst das Papier konkrete Maßnahmenpakete, von denen einige bereits erfolgreich umgesetzt, andere bislang aus rechtlichen oder finanziellen Gründen ausgesetzt wurden.

Landkreis und Kliniken arbeiten gemeinsam für unsere gesunde Zukunft: MVZ als Erfolgsmodell

Seit Oktober 2025 ist die gemeinsame Kinderarztpraxis von Rems-Murr-Kreis und Rems-Murr-Kliniken in Backnang in Betrieb – als Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ). Der Zuspruch und die Rückmeldung der Eltern zeigen, wie wichtig dieses Engagement von Landkreis, Kliniken und Stadt Backnang war: „Für die Familien im Raum Backnang wäre es eine Katastrophe gewesen, wenn hier eine dringend benötigte Kinderarzt-Praxis weggefallen wäre. Deshalb sind wir als Landkreis mit unseren Rems-Murr-Kliniken in die Bresche gesprungen und haben das MVZ aus der Taufe gehoben, mit Erfolg“, betont Landrat Dr. Richard Sigel. Das Angebot wird vor Ort gut angenommen. Des Weiteren wirkt sich das Angebot positiv auf die Notfallzahlen an den Kliniken aus.

Nach demselben Modell gibt es, ebenfalls im Backnanger Gesundheitszentrum, ein MVZ für Orthopädie und im Gesundheitszentrum am Klinikum Winnenden eines für Gynäkologie. Der Fokus liegt dabei auf Fachgebieten mit guter Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung.

Auch der Bau eines Bildungscampus mit integrierter Pflegeschule am Klinikum Winnenden ist auf einem guten Weg. „Die Förderzusage des Landes liegt vor, der Baubeschluss kann voraussichtlich noch in diesem Jahr getroffen werden“, berichtet Landrat Dr. Sigel.

Schließung von Notfallpraxen: Kommunale Gesundheitskonferenz und Sozialausschuss empfehlen, keine weitere Klage gegen die KVBW zu erheben

Im Rems-Murr-Kreis bestand und besteht bei vielen Menschen, Entscheidungsträgern und politisch Verantwortlichen die Sorge, dass durch die Schließung der Notfallpraxen in Schorndorf und zuletzt in Backnang zum 30. Juni 2025 die Notaufnahmen der Rems-Murr-Kliniken noch stärker belastet werden. Dies könnte mit weiteren negativen finanziellen Auswirkungen verbunden sein, weil die Patientenversorgung in den Notaufnahmen aus Sicht der Klinik nicht auskömmlich finanziert ist.

Der Kreistag hat auf diese Sorge reagiert, und deshalb ist der Rems-Murr-Kreis nach einem Beschluss des Kreistags vom 14. Juli 2025 auf Antrag mehrerer Fraktionen der Klage gegen die geplante Schließung von 18 Notfallpraxen im Land durch die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) vor dem Sozialgericht Stuttgart beigetreten.

Der Kreistagsbeschluss sah zudem vor, dass die Rems-Murr-Kliniken zunächst über einen Zeitraum von drei Monaten Vergleichsdaten zum entsprechenden Vorjahreszeitraum erheben, um die durch die Schließung der Notfallpraxen bedingten wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Kliniken und somit auf den Kreis quantifizieren zu können. Es sollte dann entschieden werden, ob eine weitergehende Klage erhoben wird, unter anderem auf Schadensersatz durch die Rems-Murr-Kliniken.

Die Erhebung der Fallzahlen zeigt: Die seit Jahren kontinuierlich steigende Zahl an leichtgradigen, ambulanten Notfall-Patienten nimmt weiter zu. Die Steigerung seit Schließung der Notfallpraxis Backnang liegt bei rund 10 Prozent. Es ist jedoch schwierig, dies differenziert zu belegen. Daher empfehlen die Kommunale Gesundheitskonferenz sowie der Sozialausschuss dem Kreistag, keine weitere Klage zu erheben.

Dies auch vor dem Hintergrund der aktuellen bundespolitischen Entwicklungen: Die neue Gesundheitsministerin Nina Warken möchte bei der Reform der Notfallversorgung nachsteuern und das Gesundheitssystem reformieren. „Erklärtes Ziel der Ministerin ist, unnötige Arztkontakte zu vermeiden. Dies könnte auch neue Möglichkeiten im ambulanten Bereich eröffnen. Gemeinsam mit den Rems-Murr-Kliniken prüfen wir aktuell, inwieweit die angedachte Reform eventuell Türen öffnen kann für die Verwirklichung unseres Projekts der Gesundheitspunkte“, sagt Landrat Dr. Sigel.

„Die Zukunft der medizinischen Versorgung treibt die Bürgerinnen und Bürger im Rems-Murr-Kreis um. Deshalb machen wir hier bewusst unsere Hausaufgaben als Klinikträger und Gesundheitsamt und gehen dort – wo es nötig ist – sogar darüber hinaus: Wir springen als Landkreis und Kliniken in die Bresche, wenn etwa wie im Fall des MVZ in Backnang ein Arztsitz wegzubrechen droht. Gleichzeitig erwarten wir aber, dass die Kassenärztliche Vereinigung ihrer Verantwortung nachkommt, und werden dies weiter einfordern“, betont der Landrat.

Gesundheitsamt als Vermittler: Optimierung von Schnittstellen und Nutzen von Synergien

Zum neuen Jahr geht ein konkretes Projekt des Gesundheitsamts an den Start – im Rahmen des Strategiepapiers zur Verbesserung der ambulanten medizinischen Versorgung im Rems-Murr-Kreis:

  • Gemeinsam die Nachfolge für Hausarzt-Praxen sichern: Ein Kernproblem der ambulanten medizinischen Versorgung ist die Akquise hausärztlichen Nachwuchses. Die Einrichtung von sogenannten Weiterbildungsverbunden hilft Landkreisen, ärztlichen Nachwuchs regional auszubilden und langfristig als Nachwuchskräfte zu gewinnen. Im Rems-Murr-Kreis ist ein Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin in der Entstehung. Die Rems-Murr-Kliniken und das Gesundheitsamt haben hierzu das Konzept erstellt, so dass der Weiterbildungsverbund im Januar 2026 an den Start gehen kann. Ziel ist, dass diese Ärztinnen und Ärzte über die Zeit der Weiterbildung hinaus im Rems-Murr-Kreis bleiben.

Keine weiteren Foren: Stattdessen die Kommunale Gesundheitskonferenz stärken

Im Rahmen weiterer Überlegungen zur Verbesserung der ambulanten medizinischen Versorgung haben die Kommunale Gesundheitskonferenz und der Sozialausschuss nach einem Antrag der CDU-Fraktion des Kreistags die Einführung von sogenannten Kleinraumkonferenzen beleuchtet. Hierbei würde man innerhalb des Rems-Murr-Kreises gemeinsam mit lokalen Akteuren medizinische Bedarfe erörtern und Maßnahmen erarbeiten. Beide Gremien empfehlen, von einer Einführung dieser Kleinraumkonferenzen derzeit abzusehen. Mit der Kommunalen Gesundheitskonferenz sei bereits ein geeignetes Gremium vorhanden, um Lösungsansätze zu erarbeiten und auf den Weg zu bringen.

Zur Person: Neue stellvertretende Gesundheitsamtsleiterin kommt vom Landesgesundheitsamt

Prof. Dr. Silke Fischer ist zum 1. November 2025 als stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamts gestartet. Sie ist Fachärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie und war zuletzt Laborleiterin im Landesgesundheitsamt in Stuttgart – eine Bereicherung für das Gesundheitsamt des Rems-Murr-Kreises.


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