Ludwigsburg/Kornwestheim.| Bei der kommunalen Wärmeplanung hat Baden-Württemberg mehr auf die Tube gedrückt als andere Bundesländer. Weshalb Ludwigsburg und Kornwestheim bereits im Jahr 2023 beschlossen haben, künftig auf Fernwärme als Heiztechnologie Nummer eins zu setzen. Eine strategische Entscheidung, die Bürgerinnen und Bürgern, denen eine Heizungsmodernisierung ins Haus steht, allerdings nur bedingt hilft. Denn trotz dieser Festlegung ist klar, dass es Fernwärme weder überall noch sofort geben wird: Der Ausbau braucht einerseits Zeit und ist andererseits nicht in jedem Gebiet oder jeder Straße umsetzbar.
Weitaus zielführender sind hier die von den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) für ihre Wärmenetze erarbeiteten Transformationspläne. Allerdings handelt es sich auch dabei um ein Instrument, das nicht alle Schritte von vornherein festlegt, sondern sich dynamisch anhand von konkreten Bedürfnissen und Anforderungen entwickeln soll. „Bei einem langfristigen Infrastrukturprojekt dieser Größenordnung betreiben wir keine Planwirtschaft, sondern orientieren uns auch an der konkreten Nachfrage“, erläutert der Vorsitzende der SWLB-Geschäftsführung, Christian Schneider. Will heißen: die Planung weist Ausbaugebiete aus, für die nach und nach entschieden wird, welche Straßen oder Straßenteile in Angriff genommen werden sollen und wann dies geschehen soll.
Dabei sei klar: „Wir wollen die Fernwärme zuerst dort ausbauen, wo sie gebraucht wird und gewollt ist“, so SWLB-Geschäftsführer Johannes Rager. Um dies in Erfahrung zu bringen, haben die Stadtwerke in Kooperation mit ihren beiden Gesellschafterstädten Anfang Juni eine Wärme-Website mit einer interaktiven Karte ins Leben gerufen, auf der Bürgerinnen und Bürger ihren Wunsch nach Anschluss an ein Fernwärmenetz hinterlegen können.
Die Resonanz kann sich sehen lassen: „Auf der Karte befinden sich derzeit über 500 sichtbare Marker, hinzu kommen etwa 200 weitere Interessensbekundungen“, sagt Moritz Garbas. Für den bei der SWLB in der Abteilung Strategie und Entwicklung Wärme für die Fernwärmeplanung zuständigen Projektentwickler sind die insgesamt 700 Marker sehr wertvoll: „Vor allem bei der Frage, welche der für den Ausbau vorgesehenen Straßen wir möglichst schnell anbinden, hat uns die Resonanz von Bürgerseite immens geholfen. In unserem Planungs-Update Anfang November haben wir bereits den Ausbau einiger Straßen, in denen viele Marker gesetzt wurden, vorgezogen.“ So habe die konkrete Nachfrage unter anderem dazu geführt, dass das Gebiet südlich des Kornwestheimer Salamander-Stadtparks neu bewertet und umgeplant wurde. Hier wurde beispielsweise der Ausbau in der Danziger Straße und in der nördlichen Albstraße vorgezogen.
Ein verantwortungsvolles Prozedere, in dem es auch darum gehe, konkrete Nachfragen zu technischer Umsetzbarkeit und anfallenden Kosten in Relation zu setzen: „Legen wir eine Hauptleitung in eine Straße, in der nur wenig Nachfrage besteht und sich am Ende kaum jemand ans Netz anschließen lässt, vergraben wir nur unsinnig Geld und treiben die Wärmekosten in die Höhe“, so Garbas.