Landrat kritisiert: Nutzen der Stadtbahn wird massiv eingeschränkt
Ludwigsburg.| Die Stadt Ludwigsburg hat in einer Beschlussvorlage für den heutigen Gemeinderat (22.10.2025) einen Vorschlag für ihr weiteres Vorgehen in Sachen Stadtbahn LUCIE dargelegt. Dazu nehmen Landrat Dietmar Allgaier, Vorsitzender des Zweckverbands Stadtbahn, und Michael Ilk, Geschäftsführer des Zweckverbands wie folgt Stellung:
Landrat Dietmar Allgaier steht dem Vorschlag ablehnend gegenüber: „Das gesamte Stadtbahnnetz von Schwieberdingen bis nach Pattonville mit seinen Verästelungen in die Ludwigsburger Innenstadt ist das Ergebnis langer und einvernehmlicher Diskussionen zwischen Landkreis und den Zweckverbandskommunen. Damit sollte eine leistungsfähige und bisher fehlende Ost-West-Verbindung in einem dicht besiedelten Ballungsraum geschaffen werden. Die Verwaltung der Stadt Ludwigsburg schlägt in ihrer aktuellen Vorlage eine Reihe von Maßnahmen vor, die zum Ziel haben, das bisherige in sich geschlossene und dadurch verkehrlich besonders wirksame Stadtbahnsystem aufzusplitten.“
Einige der in der Vorlage beschriebenen Aspekte seien durch Diskussionen mit Oberbürgermeister Dr. Knecht bereits bekannt gewesen. So stelle es keine Überraschung dar, dass die Innenstadtlinie nach Schlösslesfeld und auch der Ast nach Oßweil auf ruhend gestellt und nicht mehr weiterverfolgt werden solle. Auch der Wunsch nach einer Einfahrt der Bahn in den Bahnhof anstelle eines Haltes am Westausgang wurde seitens der Stadt bereits im Vorfeld der Vorlagenerstellung kommuniziert.
„Wir werden die Diskussionen und die Entscheidung des Ludwigsburger Gemeinderats abwarten“, so der Landrat weiter. „Klar ist: Falls alle Punkte der Vorlage so beschlossen werden, wie von der Stadtverwaltung vorgeschlagen, wird in der Summe die verkehrliche Wirksamkeit des Systems nicht mehr in dem Maß gegeben sein, wie dies nach aktueller Beschlusslage der Fall ist. So entsteht mit dem Expressbus, der zwischen dem Bahnhof in Ludwigsburg und Pattonville anstelle der Stadtbahn verkehren soll, ein massiver Bruch im Streckennetz, der die verkehrliche Wirksamkeit deutlich herabsetzt. Das gefährdet den volkswirtschaftlichen Nutzen und auch ganz erheblich die Förderungen von Bund und Land für das Infrastrukturprojekt.“
Im Anschluss an die Entscheidung des Ludwigsburger Gemeinderats wird das Ergebnis in der Zweckverbandsversammlung beraten. Ein alleiniger Ausstieg aus dem Zweckverband, wie von der Stadtverwaltung erläutert, ist aufgrund der Regelungen in der Satzung nicht möglich. „Dennoch werden wir bestrebt sein, in möglichst hohem Einvernehmen zu einer Lösung für die weitere Vorgehensweise innerhalb des Zweckverbandes zu kommen. Unser Ziel muss es nach wie vor sein, den vom Verkehr geplagten Bürgerinnen und Bürgern in und um Ludwigsburg eine sinnvolle und zuverlässige Alternative zum eigenen Auto zu bieten.“
Der Geschäftsführer des Zweckverbands Stadtbahn ergänzt: „Mit ihrem Vorschlag dokumentiert die Stadt Ludwigsburg ihre Absicht, nach vielen Jahren den mit Landratsamt und Nachbarkommunen eingeschlagenen gemeinsamen Weg hin zu einer ballungsraumgerechten Mobilität zu verlassen.“
Im Mandatsträgerforum am vergangenen Samstag seien zahlreiche Aspekte genannt worden, die für eine so weitreichende Entscheidung, wie sie die Stadt Ludwigsburg nun ihren Gemeinderäten abverlangt, von Relevanz sind. „Bedauerlich ist daher, dass die im Mandatsträgerforum dargestellten Ergebnisse der Standardisierten Berechnung, die dort dargestellten Fahrgastpotentiale, die Aussagen des Verkehrsministeriums zur Förderung und auch die Erfahrungswerte aus Heilbronn in die Vorlage der Stadtverwaltung keinen Eingang gefunden haben“, so Ilk weiter. „So bleibt beispielsweise unerwähnt, dass bei einer Einfahrt in den Bahnhof mit rund 5.200 Fahrgästen am Tag zu rechnen sei, bei einem Halt am Westausgang erhöht sich diese Zahl auf knapp 8.000. Mit einer Forderung nach einer Einfahrt in den Bahnhof sinkt die verkehrliche Wirksamkeit der Bahn.“
Verwundert zeigt sich Geschäftsführer Ilk über die Aussage, dass die Auswirkungen für den überörtlichen Verkehr in der Friedrichstraße so massiv seien, dass diese Trasse nicht realisierbar sei. „Der Zweckverband ist hier gerade dabei, die verkehrlichen Auswirkungen berechnen und Optimierungspotentiale darstellen zu lassen. Ergebnisse gibt es aktuell noch nicht, die Aussage der Stadt beruht daher auf Vermutungen. Die Stadtbahn soll auf dem Ast zwischen dem Bahnhof Ludwigsburg und Pattonville durch einen Expressbus ersetzt werden – also durch einen Bus, der ähnlich einer Stadtbahn am Stau vorbeifährt. Wie dies dem Bus gelingen soll, wird in der Vorlage leider nicht näher dargestellt.“ Seiner Kenntnis nach sei ein autonomer Shuttle-Express auf belebten Innenstadtstrecken weder rechtlich zulässig noch technisch reif. Aktuelle Versuche liefen unter wissenschaftlicher Begleitung in störungsfreien Korridoren. „Bis ein Betrieb auf einer so belebten Straße wir der Myliusstraße möglich ist, werden noch sehr viele Jahre ins Land gehen und auch dann stellt sich die Frage der Kapazitäten: Busshuttles im Fünfminutentakt tragen nicht dazu bei, die jetzt schon verkehrlich an ihre Grenzen gekommene Myliusstraße oder Wilhelmstraße zu entlasten, es wird gar noch mehr Verkehr produziert. Eine Stadtbahn wäre auch hier das deutlich geeignetere Verkehrsmittel“, sagt Ilk.