Vom Hörsaal ins praktische Arbeitsleben

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Studenten der Universität Stuttgart nehmen an Exkursion des Fachbereichs Vermessung, Flurneuordnung und Geoinformation beim Landratsamt teil  

LUDWIGSBURG. Elf Studenten des Studiengangs Geodäsie und Geoinformatik der Universität Stuttgart und zwei Referendare nahmen vergangene Woche an einer Fachexkursion des Landratsamts Ludwigsburg, Fachbereich Vermessung, Flurneuordnung und Geoinformation teil. Im Rahmen einer Lehrveranstaltung zum Thema Flurneuordnung sollte den Studenten ein Einblick in die praktische Arbeit vermittelt werden. Der Fachbereichsleiter, Thomas Meyer, und der Leitende Fachbeamte für Flurneuordnung, Gerhard Eisele, zeigten den Gästen beim Besuch mehrerer Flurneuordnungsverfahren die große Bedeutung von Bodenordnungsinstrumenten zur Lösung vorhandener Nutzungskonflikte. Gerade in einem florierenden Landkreis ist die Nachfrage nach Flächen für z.B. Straßen- und Radwege, Naturschutz- und Ausgleichsflächen für den Hochwasserschutz oder nach Gewerbeflächen besonders groß. Hier müssen vielfältige Interessen aufeinander abgestimmt werden. Die Flächen beanspruchenden Planungen bedürfen meist einer Neuordnung der Eigentums- und ggf. auch der Pachtverhältnisse. Diese können im Rahmen einer Flurneuordnung im Einvernehmen mit allen Akteuren schnell, bürgernah und wirtschaftlich realisiert werden.

Der Fachbereich Vermessung, Flurneuordnung und Geoinformation des Landratsamtes Ludwigsburg zeigte angehenden Vermessungsingenieuren und Bachelor-Absolventen mehrere Flurneuordnungen in Korntal-Münchingen, Sachsenheim und Hessigheim. Zu Beginn der Exkursion stellte Karl Schmid, Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft Korntal-Müchingen eindrucksvoll dar, welche Vorteile die dort durchgeführte Unternehmensflurneuordnung für Landwirte, Bürger und Stadt hat. Der ausführende Ingenieur Helmut Türk erläuterte sehr anschaulich alle wichtigen Planungsschritte in der Flurneuordnung, während die Studenten über die gelungene Zusammenlegung der Eigentums- und Pachtflächen staunten.

Anschließend stand die Besichtigung der erfolgreich umgesetzten Rebflurneuordnung Sachsenheim-Ochsenbach (Geigersberg) auf dem Programm. Dieses Verfahren war wegweisend für viele nachfolgende Rebflurneuordnungen, da Weinbau, Natur-, Landschafts- und Artenschutz und Tourismus in gleichem Maße gefördert werden konnten. Der im Rahmen der Flurneuordnung geplante und realisierte Lehrpfad “Kulturhistorische Weinlandschaft Geigersberg“ ist heute Ziel vieler Ausflügler und Zeichen einer effizienten Flurneuordnung.

Zum Abschluss der Exkursion wurde den Studierenden die Flurneuordnung in Hessigheim vorgestellt. Der stellvertretende Bürgermeister, Ralph Schneider, erläuterte sehr realitätsnah die Problematik der Hangrutschung am Wurmbergweg. Auch er wies darauf hin, dass nur die Flurneuordnung der Gemeinde Hessigheim helfen konnte, den für die Bewirtschaftung der Steillagen notwendigen Weg zu stabilisieren und instand zu setzen. Darüber hinaus verdeutlicht die Situation in Hessigheim, wie eng Flurneuordnung, Vermessung und Universität zusammenarbeiten:

Neben der Durchführung der Flurneuordnung führt der zuständige Fachbereich auch Überwachungsmessungen am Wurmbergweg durch. Das Institut für Ingenieurgeodäsie an der Universität Stuttgart erprobt derzeit alternative Methoden zu Überwachungsmessungen und berät den Fachbereich des Landratsamtes in der Messanordnung.

Zum Abschluss der Exkursion erläuterte der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft Besigheim (Enzhälde), Klaus Schrempf, die Bedeutung des Steillagenweinbaus für die Region und lobte das große Engagement der „Wengerter“ zur Erhaltung dieser Kulturlandschaft.