Landkreis führt neues Amtliches Liegenschaftskataster-Informationssystem ein

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Erster Landesbeamter Dr. Remlinger: Größte Herausforderung des amtlichen Vermessungswesens in den vergangenen Jahren

LUDWIGSBURG. Landkreisweise stellt die baden-württembergische Vermessungsverwaltung die Liegenschaftskataster um. Ludwigsburg ist als erster Landkreis an der Reihe. Mit der Umstellung wird ein neuer Katasterstandard eingeführt, der viele Vorteile bietet: mehr Wirtschaftlichkeit im Verwaltungshandeln, mehr Transparenz, mehr länderübergreifende Anwendungen und mehr raumbezogene Fachanwendungen in Wirtschaft und allen Verwaltungsebenen. „Die Umstellung auf ALKIS ist die größte Herausforderung des amtlichen Vermessungswesens in den vergangenen Jahren, weil historisch gewachsene Informationen und aktuelle Entwicklungsprozesse miteinander verbunden werden müssen – wir werden uns bemühen, mögliche Beeinträchtigungen für die Kunden in der Umstellungszeit so gering wie möglich zu halten“, sagt der Erste Landesbeamte und zuständige Dezernent Dr. Utz Remlinger.

Der Landratsamt-Fachbereich Vermessung, Flurneuordnung und Geoinformation ist in seinem Zuständigkeitsbereich als „Untere Vermessungsbehörde“ unter anderem zuständig für die Führung und Fortführung des Liegenschaftskatasters von 74 Gemarkungen mit rund 363.000 Flurstücken und 203.000 Gebäuden. Diese Daten des Liegenschaftskatasters sind als Geobasisdaten die Grundlage für alle raumbezogenen Planungen und bilden die Basis für Navigationssysteme, Rettungsleitsysteme und weitere Geoinformationssysteme. Die Geobasisdaten des Liegenschaftskatasters enthalten im Wesentlichen Flurstücke, Gebäude, Straßennamen, Hausnummern, Gewannbezeichnungen, tatsächliche Nutzungen und die Grenzpunkte mit ihren Landeskoordinaten. Der lückenlose Nachweis aller Flurstücke in ihrer Lage, Größe und Beschaffenheit sowie die Sicherung der Flurstücks- und Grundstücksgrenzen gewährleisten die Rechtssicherheit im Grundstücks- und Rechtsverkehr.

Bisher wurden die Geobasisdaten in Baden-Württemberg in zwei getrennten Datenbanken, der Automatisierten Liegenschaftskarte (ALK) und dem Automatisierten Liegenschaftsbuch (ALB) geführt. Mit der Umstellung werden die Daten des Liegenschaftskatasters im bundeseinheitlichen Amtlichen Liegenschaftskataster Information System ALKIS zusammengeführt. Das führt zu höherer Datenzuverlässigkeit und langfristig zu schnelleren Bearbeitungszeiten bei der Übernahme von Vermessungen, da nur noch ein System fortzuführen ist. Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein arbeiten schon erfolgreich mit dem neuen System. Die übrigen Bundesländer folgen in den nächsten zwei Jahren.

Durch die bundeseinheitliche Datenstruktur ergeben sich auch Vorteile bei landesgrenzübergreifenden Vorhaben, beispielsweise bei Planung und Bau von Straßen-, Brücken- und Leitungsprojekten. Für nachhaltige Entwicklungen in Städten und Gemeinden, für die Standortsuche von Windkraftanlagen oder Hochwassersimulationen sollen zudem ab 2013 die Gebäude im Liegenschaftskataster dreidimensional nachgewiesen werden.

Da rund 50 Prozent der deutschen Bevölkerung in den eigenen vier Wänden lebt, sind von der Umstellung eine große Zahl von Grundstückseigentümern betroffen: Ihre Daten werden künftig in ALKIS geführt. Nach der Umstellung beim Fachbereich Vermessung, Flurneuordnung und Geoinformation sind wie bisher Auskünfte über die Daten möglich. Ebenfalls betroffen sind die Kunden des Landratsamt-Fachbereichs Vermessung, Flurneuordnung und Geoinformation, insbesondere Bürger, die einen „Auszug aus dem Liegenschaftskataster“ benötigen oder auf einen Fortführungsnachweis zur Eintragung ins Grundbuch warten. Auch Architekten, Banken und Versicherungen, Vermessungsbüros, Energieversorger, Leitungsbetreiber, Städte und Gemeinden werden sich auf die Änderungen einstellen müssen.

Durch die Umstellung kann es zu Verzögerungen bei der Bearbeitung von Vermessungen und der Bereitstellung von Auszügen aus dem Liegenschaftskataster kommen. Die Mitarbeiter sind geschult und motiviert, die Aufträge der Kunden des Fachbereichs Vermessung, Flurneuordnung und Geoinformation – während und nach der Umstellung – bestmöglich zu erfüllen. Sollte es dennoch zu Verzögerungen kommen, so bittet der Fachbereich vorab um Verständnis.