STUTTGART. Beim Gesamtschnitt im Abitur gibt es in der Gemeinsamen Kursstufe 2012 zwischen Schülerinnen und Schülern im ersten achtjährigen Bildungsgang und denen im letzten flächendeckenden neunjährigen Bildungsgang keinen Unterschied. Bei beiden Gruppen liegt der Schnitt bei 2,4. Das ist das Ergebnis einer vierten und letzten Stichprobenerhebung zum Abschluss der Gemeinsamen Kursstufe an den allgemein bildenden Gymnasien. Die beiden Jahrgänge hatten sich seit dem Schuljahr 2010/11 gemeinsam auf das Abitur vorbereitet und erhielten gemeinsame Prüfungsaufgaben. „Das große Engagement der Lehrerinnen und Lehrer und die gute Vorbereitung durch die Schulverwaltung haben dafür gesorgt, dass alle Schülerinnen und Schüler der Gemeinsamen Kursstufe gleiche Chancen auf ein erfolgreiches Abitur hatten“, betonte Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer. Sie bedankte sich ausdrücklich bei den Lehrerinnen und Lehrern. Sie hätten in der Gemeinsamen Kursstufe mehr Kurse unterrichtet, mehr schriftliche Abiturprüfungen korrigiert, mehr mündliche Prüfungen abgenommen und mehr Studienfahrten betreut als sonst. „Ohne diesen enormen Einsatz wäre es nicht möglich gewesen, diese große Aufgabe zu bewältigen“, hob die Ministerin hervor.
Das Kultusministerium hat die Gemeinsame Kursstufe seit ihrem Beginn im September 2010 mit einem Monitoring begleitet. Das Landesinstitut für Schulentwicklung (LS) hat hierzu seit Februar 2011 im Auftrag des Kultusministeriums eine repräsentative Stichprobenerhebung der Halbjahreszeugnisse und eine Notenauswertung nach G8- und G9-Schülern in den vierstündigen Kursen/Kernfächern Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen und Naturwissenschaften vorgenommen. Die Erhebung umfasste 45 Gymnasien, die bei einer Zufallsstichprobe aus dem wissenschaftlichen Kontext der NEPS (National Educational Panel Study) bereits gezogen waren. Insgesamt zählten die Zeugnisnoten von rund 7.300 Schülerinnen und Schülern zur Stichprobe. Bereits die bisherigen drei Stichprobenuntersuchungen hatten keine relevanten Unterschiede in den schulischen Leistungen der G8- und G9-Schüler gezeigt. Beim Abitur wurde nun lediglich der Gesamtschnitt getrennt erhoben. Grundlage der Gemeinsamen Kursstufe 2012 waren Schnittmengen aus dem Kursstufenplan 2001 (G9) und dem Bildungsplan 2004 (G8).
Auch im bundesweiten Vergleich der Gemeinsamen Kursstufe schneidet das Land Baden-Württemberg sehr gut ab. Die Unterschiede zwischen G8- und G9-Schülern sind auch im Saarland (G9: 2,5 und G8: 2,5), Sachsen-Anhalt (G9: 2,4 und G8: 2,5) und Niedersachsen (G9: 2,5 und G8: 2,6) sehr gering. 2013 wird im Flächenland Nordrhein-Westfalen die gemeinsame Kursstufe das Abitur ablegen.
G8 bleibt Standard – Schulversuch G9 startet im Schuljahr 2012/13
Viele Eltern seien mit dem achtjährigen Gymnasium sehr zufrieden, es gebe aber auch weiterhin Klagen über eine zu starke Verdichtung der Lerninhalte, sagte Warminski-Leitheußer. „Der achtjährige Bildungsgang wird an den allgemein bildenden Gymnasien der Standard bleiben. Wir nehmen aber die Sorgen der Eltern ernst und erproben daher ab dem kommenden Schuljahr auf Grundlage des G8-Bildungsplans eine neunjährige Alternative.“ Zudem werde es ab dem Schuljahr 2012/13 an allen Gymnasien im Land eine zusätzliche Poolstunde geben, die für individuelle Förder- und Differenzierungsmaßnahmen in den Klassen 5 und 6 eingesetzt werden soll.
Die am Schulversuch G9 teilnehmenden Modellschulen – 22 starten im Schuljahr 2012/13, 22 weitere im Schuljahr darauf – können unter verschiedenen Varianten wählen, an welcher Stelle sie zwischen den Klassen 5 bis 11 eine Dehnung einfügen wollen. Diese neuen neunjährigen Züge seien eine Weiterentwicklung und keine Rückkehr zum früheren neunjährigen Gymnasium, sagte die Kultusministerin. In der zweijährigen Kursstufe, die sich beim G9-Zug an die 11. Klasse anschließt, werden alle Schülerinnen und Schüler an den allgemein bildenden Gymnasien wieder gemeinsam unterrichtet. „Das sehr gute Gelingen der Gemeinsamen Kursstufe 2012 ist auch wegweisend für das Gelingen der kommenden Gemeinsamen Kursstufen der G8- und G9-Schüler in den G9-Modellschulen“, sagte Warminski-Leitheußer.