Wirtschaftsfaktor Öl – Wenn der Preis drückt

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DWZ.> Pünktlich zur Ferienzeit klagt manch ein Autofahrer über steigende Preise an den Zapfsäulen. Von den Höchstständen für Benzin und Diesel im April dieses Jahres sind wir allerdings ca. zehn Cent entfernt. Die schwachen weltweiten Konjunkturerwartungen lassen die Nachfrage nach Erdöl und damit auch den Preis vorübergehend sinken. Verglichen mit den Vorjahren liegt der Ölpreis aber in der Tat auf einem sehr hohen Niveau. Das trifft auch die Wirtschaft hart, denn Erdöl ist nach wie vor der global wichtigste Energieträger und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. In Deutschland deckt dieser Rohstoff mehr als ein Drittel des Energiebedarfs. Die Bundesregierung muss die Preisentwicklung beim Öl daher stärker in ihrer Umwelt- und Energiepolitik berücksichtigen.

Wer sucht, der findet – nur zu welchem Preis?
Tatsächlich ist Erdöl der einzige fossile Energieträger, für den die Steigerung der Fördermenge in den kommenden Jahrzehnten nicht mit der weltweit wachsenden Nachfrage mithalten wird. Zwar wurden die bekannten Erdölreserven in den letzten Jahren immer wieder nach oben korrigiert, gleichzeitig steigt jedoch der Anteil schwer zugänglicher Ölquellen – wie Tiefseebohrungen im Atlantik und die Nutzung von Ölsanden in Kanada. Diese Quellen sind nur mit hohem Aufwand und entsprechend hohen Kosten sicher zu erschließen.

Knapper Rohstoff, hohe Preise, hohe Steuern
Steigende Nachfrage und Gewinnungskosten lassen erwarten, dass die Erdölpreise langfristig nur eine Richtung kennen: nach oben. Hinzu kommen hier in Deutschland – wie in allen Energiesektoren auch – erhebliche Steuerbelastungen. So entfallen bei einem Preis von 1,62 Euro pro Liter Superbenzin 91,48 Cent auf verschiedene Steuern. Diese Kraftstoffpreise sind inzwischen eine große Herausforderung für Wirtschaft und Verbraucher. Sie führen aber auch dazu, dass die Nachfrage nach sparsameren Motoren und nach alternativen und innovativen Antriebstechnologien wie Hybrid- oder Elektrofahrzeugen steigt.

Die Politik greift ein,…
Die Europäische Kommission sieht ihrerseits erhebliches Potenzial, den Kraftstoffverbrauch von Fahrzeugen zu senken. In einem aktuellen Vorschlag vertraut sie aber nicht auf die Innovationskraft des Marktes, sondern auf die Begrenzung der durchschnittlichen CO2-Emissionen von neuen PKW ab dem Jahr 2020 auf 95 Gramm pro Kilometer. Das schone nicht nur das Klima, sondern über den sinkenden Kraftstoffverbrauch auch die Geldbörse der Autofahrer. Die Bundesregierung wiederum setzt den hohen Kraftstoff- und Energiepreisen die Idee entgegen, eine Markttransparenzstelle einzurichten. Ziel ist es, mögliche unerlaubte Preisabsprachen zu verhindern. Da aber Steuern und Abgaben den Löwenanteil des hohen Benzinpreises ausmachen, stellt sich die Frage, warum die Politik Steuersenkungen beim Benzin offensichtlich nicht in Betracht zieht.

… ohne dem Markt zu vertrauen
Tatsächlich greift die Politik unter dem Deckmantel der Versorgungssicherheit und des Klima- und Ressourcenschutzes mit verschiedenen Instrumenten immer tiefer in den Markt ein. Darunter leiden die Verlässlichkeit rechtlicher Rahmenbedingungen, die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Die Politik sollte mehr auf den Weltmarktpreis des Öls als Knappheitssignal vertrauen. Wird hier zusätzlich mit nationalen Abgaben gelenkt, führt das schnell zu Fehlsteuerungen.