Korntal-Münchingen.| Über die Äcker, Felder und Wiesen der gesamten Gemarkung Korntal-Münchingens führte die alljährliche Felderrundfahrt des Bauernverbandes, Ortsgruppen Korntal und Münchingen, am Montagnachmittag, den 9. Juli 2012. Unter den rund 100 Teilnehmern, die auf sechs von Traktoren gezogenen Wagen saßen, waren auch Bürgermeister Dr. Joachim Wolf, zahlreiche Verwaltungsmitarbeiter sowie Gemeinderatsmitglieder. Die Veranstalter informierten ihre Gäste über die Probleme in der Landwirtschaft, neue Umweltschutzaktionen, die verschiedenen Kultursorten uvm.
Im Namen des Bauernverbandes Korntal und Münchingen hieß Friedrich Siegle, Vorstand des Ortsverbands Münchingen, die Teilnehmer der Felderrundfahrt 2012 willkommen. Dieses Jahr zum ersten Mal dabei war auch der Landfrauenverein Münchingen. Bürgermeister Dr. Wolf sagte: „Ich bin immer wieder froh, jedes Jahr dabei zu sein. Ich kann sehr viel von Ihnen lernen!“
Los ging’s an der Reithalle in Münchingen bis zum ersten Halt am Katzenloch, Gewann Hemminger Weg. Dort berichtete der Landwirt Karl Schmid über die Naturschutzaktion „1000 Äcker für die Feldlerche“, bei der es darum geht, vor allem in der Brutzeit Rücksicht auf die Vögel zu nehmen. Weiter ging die Fahrt bis zum nächsten Haltepunkt am Gewann Lick, wo Albert Scholpp, Produktionsberater des Fachbereichs Landwirtschaft vom Landratsamt Ludwigsburg, einen Überblick über die angebauten Kultursorten wie Winterweizen, Zuckerrüben, Kartoffeln und Sommergerste gab. „Der Winterweizen hat sich gut entwickelt“, berichtete er und fügte hinzu: „Auch die Zuckerrüben stehen sehr schön. Wie der Mais lieben auch sie dieses spezielle Wetter, wie wir es momentan haben.“ Außerdem berichtete der Experte vom Gelbverzwergungsvirus, das von Zikaden übertragen wird und den Weizen befällt und von der Krautfäule an Kartoffeln. Über den Münchinger Kreisel hinweg fuhr der Treck zu einem Acker im Gewann Wanne, auf dem Versuche zur Wirkungsweise von Pflanzenschutzmitteln gemacht werden. Albert Scholpp erklärte: „Dieses Jahr ist der Windenknöterich das hauptsächliche Problemunkraut.“ Friedrich Siegle erläuterte außerdem, dass die „Vermaisung“ (für den Energieanbau) auf der Korntal-Münchinger Gemarkung nicht zunimmt, weil die Landwirte noch die ursprüngliche Drei-Felder-Wirtschaft betreiben würden.
Die Fahrt führte nun zum Schulbauernhof nach Korntal, auf dem Andreas Abrell, der landwirtschaftliche Leiter, das Prinzip der Einrichtung und die tägliche Arbeit mit den Schullandheim-Kindern erläuterte. Im Korntaler Westen angelangt, griff Dr. Hans-Jörg Traub, Ortsobmann von Korntal, das aktuelle Thema Korntal-West auf: „Da die Böden südlich dieses Feldweges hauptsächlich aus Gips-Keuper bestehen, könnte ich als Landwirt damit leben, wenn hier ein Baugebiet entstehen würde. Aber je weiter wir nach Nord-Osten kommen, wo gute Böden (Löß-Lehm) zu finden sind, desto mehr tut mir das weh.“ Natürlich gefalle ihm als Landwirt grundsätzlich der Gedanke an Versiegelung nicht, so Dr. Traub, und die Ausgleichsmaßnahmen dürften nicht noch mehr landwirtschaftliche Fläche zerstören, sondern sollten sie ersetzen. Bürgermeister Dr. Wolf sagte hierzu: „Es ist ein beliebtes Naherholungsgebiet hier und wird auch landwirtschaftlich genutzt. Aber Korntal hat nur diese eine Entwicklungsfläche und unsere Stadt wurde ausdrücklich zum Wohnbauschwerpunkt bestimmt. Die Frage ist, ob wir das Privileg nutzen wollen oder nicht.“ Außerdem erläuterte er, dass womöglich nach dem ersten Bauabschnitt, der das Gebiet südlich des Feldweges betreffen würde, keine weiteren mehr folgen werden.
Beim nächsten Stopp in den Seewaldwiesen kamen die Themen Ausgleichsmaßnahmen, Ökopunkteverordnung und Bundesnaturschutzgesetz auf den Tisch. Anschließend besichtigten die Teilnehmer das Regenrückhaltebecken im Industriegebiet Lingwiesen. Friedrich Siegle bedankte sich bei der Stadtverwaltung dafür, dass die Landwirte die abgetragene Erde für Bodenverbesserungsmaßnahmen nutzen dürfen und dass die Wasserstelle am Esslinger Weg renoviert wurde. Über Müllerheim fuhren die sechs Traktoren abschließend zur B10-Unterführung am Aischbach. Hier bat Friedrich Siegle die Stadtverwaltung, evtl. einen Parkplatz einschottern zu lassen, da die vielen parkenden Autos die Landwirte beim Bewirtschaften der Felder behindern würden. Die Idee traf in der Stadtverwaltung auf offene Ohren. Nach einem kurzen Überblick über die aktuelle Marktsituation des Getreides durch Markus Schäufele von der Baywa Heimerdingen ging es zurück zur Reithalle, wo der Reit- und Fahrverein Münchingen bereits mit einem Imbiss und kalten Getränken auf die Felderrundfahrer wartete.