Samurai, Bühnenstars und schöne Frauen

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Japanische Farbholzschnitte und ihre Einflüsse auf die Populärkultur

Waiblingen, 12.06.2012 (MiS).| Vom 23. Juni bis 9. September 2012 präsentiert die Galerie Stihl Waiblingen die Ausstellung Samurai, Bühnenstars und schöne Frauen. Gezeigt werden rund 80 Farbholzschnitte der japanischen Künstler Utagawa Kunisada (1786-1865) und Utagawa Kuniyoshi (1798-1861), die in ihrer Zeit zu den führenden Meistern des japanischen Farbholzschnittes zählten. Als Kooperationspartner konnte die Stiftung Museum Kunstpalast in Düsseldorf gewonnen werden.

Die japanischen Farbholzschnitte von Kunisada und Kuniyoshi, Kollegen und Konkurrenten, entführen den Betrachter in eine faszinierende Sagen- und Bühnenwelt. Die Blätter aus dem mittleren 19. Jahrhundert überraschen durch moderne Darstellungsweisen, eine ausdrucksstarke Bildsprache und beeindruckende leuchtende Farben. In Schauspieler-Bildnissen, Theater- oder Heldendarstellungen beweisen die beiden Meister des japanischen Farbholzschnittes Fantasie- und Detailreichtum. Aber auch anmutende schöne Frauen sowie humorvolle Scherzbilder sind in der Ausstellung vertreten und zeigen das breite Spektrum der beiden Künstler auf. Zudem bietet die Schau die einmalige Gelegenheit, von beiden Künstlern illustrierte Bildfolgen sowie Werke mit ähnlicher Thematik miteinander zu vergleichen und so die jeweiligen künstlerischen Eigenheiten der Farbholzschnittmeister zu ergründen. Durch die überraschend modernen, höchst dynamischen Bilderfindungen beeindrucken die Grafiken des 19. Jahrhunderts bis heute.

Mit den farbenprächtigen Farbholzschnittarbeiten Kunisadas und Kuniyoshis erschließt die Galerie Stihl Waiblingen den Besuchern einen weiteren spannenden Teilbereich der Arbeiten auf Papier.

Befassten sich die bisherigen Schauen hauptsächlich mit Werken europäischer (Turner, Rembrandt, Kirchner, Dürer) oder auch amerikanischer Künstler (Cage oder zuletzt auch Werke von Warhol, Rauschenberg, Lichtenstein u. a.), so ist diese Ausstellung erstmals der asiatischen Kunst auf Papier gewidmet.

Kunisada und Kuniyoshi entwarfen zeitlose, fantasievolle Traumwelten, die nicht nur im 19. Jahrhundert sehr beliebt waren. Sie dienen bis in die aktuelle Populärkultur hinein weltweit als Inspirationsquelle für Manga, Anime, die Cosplay- und Tattoo-Szene. Ein speziell für die Waiblinger Ausstellung konzipierter multimedialer Bereich macht die Einflüsse historischer Farbholzschnitte auf die heutige Gesellschaft erfahrbar. Ausgewählte Manga (japanische Comics) und Anime (japanische Animationsfilme) veranschaulichen die enge Anlehnung an die traditionelle Farbholzschnittkunst des 19. Jahrhunderts. Daneben bieten Fotografien des Düsseldorfer Künstlers Oliver Sieber (*1966) Einblick in die (u. a. japanischen) Jugendkulturen, die sich in sog. Cosplays (costume plays) in der Adaption von Kleidungsstil, Make-up und Bewegungsabläufen mit ihren Idolen auseinandersetzen.

Auch der Tattoo-Meister Luke Atkinson (*1965), der in Japan die traditionelle Kunst des Tätowierens erlernte, bedient sich des Motivrepertoires des japanischen Farbholzschnittes.

Blickpunkt Japan als stadtübergreifendes Projekt Das vielseitige Thema Japan hat auch andere Kulturschaffende in Waiblingen begeistert: Unter dem gemeinsamen Motto „Blickpunkt Japan“ ermöglichen zahlreiche Waiblinger Institutionen interessante und vielfältige Einblicke in Leben und Kultur Japans. Somit haben die Besucher im Rahmen des diesjährigen Waiblinger Schwerpunktes die Möglichkeit, nicht nur die in der Galerie Stihl Waiblingen gezeigten japanischen Farbholzschnitte zu erkunden, sondern darüber hinaus in vielen weiteren Veranstaltungen verschiedenste Facetten der japanischen Gesellschaft kennenzulernen. Vorträge, Lesungen, Filme oder Sportvorführungen zeigen die Vielseitigkeit dieses Landes auf. In der Galerie werden u. a. wissenschaftliche Vorträge zur Vertiefung der Themenfelder der Ausstellung angeboten oder auch eine Teezeremonie mit Poesie. In einer Podiumsdiskussion „Japan heute“ am 24. Juli geben u. a. der ehemalige Stuttgarter Fußballprofi Guido Buchwald und der Geschäftsführer der Stihl Co., Ltd. in Japan, Mario Spitzer, auf der Grundlage ihrer langjährigen Japan-Erfahrung spannende Einblicke in die heutige japanische Gesellschaft. Im Herbst können junge japanische Künstlerpositionen im Rahmen zweier Ausstellungen im Kulturhaus Schwanen entdeckt werden. Innerhalb des umfangreichen Rahmenprogramms wird sich auch musikalisch dem Land angenähert, etwa in einem Dozentenkonzert der Musikschule Unteres Remstal am 13. Oktober oder durch eine Japanische Riesentrommel- und Tanzperformance am 16. Oktober im Kulturhaus Schwanen.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Japanischen Generalkonsulats München.