WürttLeben erwirbt drei Windparks in Nord-/Ostdeutschland

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Erste Direktanlage in Erneuerbare Energien – Hemmschuh Solvency II

WZ, 05.06.2012.| Die Württembergische Lebensversicherung (WürttLeben) verstärkt ihr Engagement im Bereich der Erneuerbaren Energien (EE): Mit dem Erwerb von drei Windparks in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg mit einer addierten Nennleistung von 32 Megawatt investiert die Tochter des Vorsorge-Spezialisten Wüstenrot & Württembergische (W&W) erstmals direkt in die Erzeugung umweltschonender Energie. Bisher war die WürttLeben nur mittelbar über Fondsbeteiligungen im Geschäftsfeld Erneuerbare Energien engagiert. Das Transaktionsvolumen beläuft sich auf rund 41 Millionen Euro. Verkäufer der Windparks ist der dänische Projektentwickler und Windparkbetreiber Eurowind Energy A/S.

Die Übernahme der Windenergie-Anlagen markiert einen neuen Akzent in der strategischen Kapitalanlage-Politik der Württembergischen Lebensversicherung. Angesichts der historischen Niedrigzinsen am Kapitalmarkt verspricht der Bereich der Erneuerbaren Energien durch stabile und langfristige Erträge zukünftig zu einer wichtigen Säule bei der Erwirtschaftung von Kapitalanlageüberschüssen der Versicherung zu werden. Am Markt gelten schon heute Netto-Renditen bei EE-Investitionen in Höhe von über fünf Prozent als realistisch. Dazu Norbert Heinen, Vorstandsvorsitzender der WürttLeben: „Mit Blick auf die Erfüllung unserer Garantieversprechen sind wir als Lebensversicherung gehalten, nach Anlageformen Ausschau zu halten, die vom Kapitalmarkt entkoppelt sind und gleichzeitig ausreichend Sicherheit und Rendite bieten. Hierzu zählen neben Infrastruktur-Investitionen im Rahmen von Public Private Partnerships insbesondere Investitionen in erneuerbare Energiequellen.“

Gesamtrendite von über 6 Prozent erwartet
Mehrere Punkte qualifizieren die Erneuerbaren Energien zu einer idealen Anlagemöglichkeit für Lebensversicherer. Die Anlagen verfügen in der Regel über lange Nutzungsdauern von im Schnitt mehreren Jahrzehnten, zugleich sind für die produzierte Energie häufig Mindestabnahmepreise garantiert. Ferner unterliegen die Abnahmemengen nur geringen Schwankungen, was insgesamt einen stabilen, kalkulierbaren und attraktiven Ertrag generiert. Für die erworbenen Windparks liegt die Zielrendite der WürttLeben bei über sechs Prozent. Vor diesem Hintergrund plant die WürttLeben derzeit eine weitere Aufstockung ihrer Gesamtinvestitionen in Erneuerbare Energien. Alexander Mayer, Leiter der Finanzsteuerung: „Von den im Rahmen der strategischen Kapitalanlagepolitik im Jahr 2012 vorgesehen 200 Millionen Euro Neuanlangen im Bereich Alternative Investments sollen bis zu 150 Millionen Euro in die Produktion von umweltfreundlichen Energien aus Wind, Sonne und Biomasse gelenkt werden. Dieses Volumen soll künftig jährlich investiert werden, womit ein nachhaltiger Auf- und Ausbau dieser Assetklasse erfolgen wird.“

Mit der Energiewende Investitionshemmnisse beseitigen
Unter geschäftsstrategischen Erwägungen – und damit zugleich im Interesse der Versicherten – wäre die WürttLeben noch zu einem weit höheren Kapitaleinsatz im Bereich Erneuerbarer Energien bereit. Mit dem angestrebten jährlichen Volumen schöpft sie ihren durch die Regulatorik vorgegebenen Rahmen allerdings bereits in einem hohem Maße aus. Die nach dem derzeitigem Stand von Solvency II geforderte Eigenkapitalunterlegung für Versicherer beträgt im EE-Bereich, wie bei einem Aktieninvestment im außereuropäischen Bereich, bis zu 49 Prozent des Anlagebetrags. Heinen: “Die Risikoeinstufung unter Solvency II wird solchen Investments nicht gerecht. An die Politik geht daher unser Wunsch, dass hier Abhilfe geschaffen wird, zumal dies ohne eine Belastung der öffentlichen Haushalte darstellbar ist.“

Sinnvoll wäre für die Versicherungswirtschaft in diesem Zusammenhang die Einführung einer separaten Betrachtung innerhalb von Solvency II, die dem andersartigen Risiko solcher Investitionen im Vergleich mit üblichen unternehmerischen Risiken gerecht wird. Die Charakteristika wie beispielsweise garantierte Abnahmepreise, keine Abhängigkeit von Rohstoffpreisen sowie keine oder nur geringe Korrelationen zur Entwicklung der Kapitalmärkte sprechen für diesen Vorstoß. Heinen: „Die Lebensversicherungen wären ein idealer Finanzierer der Energiewende – in der Produktion und beim Netzausbau. Die Weichenstellungen in diese Richtung könnte die Politik jetzt im Rahmen der Energiewende stellen.“