Reisen ohne Reue
WZ, 04.06.2012 (ams).| Die schönste Zeit des Jahres unbeschwert genießen – das erreicht, wer sich zuhause gezielt vorbereitet und vor Ort entsprechend vorbeugt. Denn Reisen in fremde Länder, ungewohnte Speisen und Getränke und ein anderes Klima als daheim – all das sind Belastungen für den Körper. Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband, hat wichtige Tipps fürs Reisen ohne Reue zusammengestellt.
Rechtzeitige reisemedizinische Beratung
Geht’s in fremde Gefilde, dann lassen Sie sich rechtzeitig vor dem Urlaub reisemedizinisch beraten. Mit dem Arzt sollten Sie besprechen, welche Vorsichtsmaßnahmen und welche Impfungen für das ausgewählte Land wichtig sind. Besteht noch ausreichend Impfschutz, welche Infektionskrankheiten sind in dem entsprechenden Land aktuell? Ganz wichtig ist auch, zu welchem Zeitpunkt Sie reisen und welche Art von Urlaub Sie bevorzugen. Für Individualreisen benötigen Sie eine andere Vorbereitung als für organisierte Gruppenreisen. Der Arzt braucht für eine individuelle Beratung alle wichtigen Infos: Vorerkrankungen, chronische Erkrankungen, Schwangerschaft. Auch den Impfausweis sollten Sie dabei haben.
Konsequente Hygiene beugt Durchfall vor
Der leckere Imbiss von der Garküche am Straßenrand, anschließend ein Eis in der Waffel, abends Cocktails mit Eiswürfeln – und in der Nacht dann heftiger Durchfall. Reisedurchfall – verursacht durch Viren, Bakterien oder Parasiten – kommt besonders in Ländern mit niedrigen Hygienestandards häufig vor. Meist verschwindet der Durchfall von allein. Da der Körper dabei viel Flüssigkeit und Salz verliert, sollte bei akutem Durchfall viel getrunken werden. Stopfende Medikamente, die die Darmaktivität verringern, sind nur im Notfall ratsam. Bei Durchfällen mit Fieber und Blut muss auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.
“Doch wer im Urlaub auf gute Nahrungs- und Trinkwasserhygiene achtet, kann Durchfälle weitgehend vermeiden”, so Arzt Ebel. Die einfachste Regel lautet: Koch es, schäl es oder vergiss es! Das bedeutet: Essen Sie in heißen Ländern nur Nahrungsmittel, die gekocht oder gut durchgebraten sind. Verzehren Sie nur geschältes Obst und Gemüse und seien Sie vorsichtig bei Speisen, die nicht frisch zubereitet sind. Auf Leitungswasser und Eiswürfel verzichten Sie ebenfalls besser. Das heißt: Trinken Sie Wasser oder Limonaden, die aus geschlossenen Behältern in Originalverpackung angeboten werden.
Sonne und Hitze Paroli bieten
Schützen Sie sich gut vor Sonne und Hitze. Das Risiko, einen Sonnenbrand zu bekommen, hängt von der Dauer und Intensität der Sonneneinstrahlung ab und vom Hauttyp. Je näher das Reiseziel am Äquator liegt, desto belastender ist die UV-Strahlung für die Haut. Ebenso steigt die Wirkung der UV-Strahlen bei reflektierenden Oberflächen (Wasser, Schnee, Dünensand). Am besten schützt sich vor Sonne, wer den Körper ausreichend bekleidet; besonders Arme und Beine sollten bedeckt sein. Ein Hut oder eine Mütze mit Nackentuch sind ebenfalls wichtig. So vermeidet man auch einen Sonnenstich.
Außerdem ist es wichtig, Sonnencremes je nach Hauttyp mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor zu verwenden. Vermeiden Sie die besonders intensive Mittagssonne. Die Augen sollten durch eine entsprechende Sonnenbrille geschützt sein. Hersteller versuchen durch die Zeichen “UV 400”, “100 % UV-Schutz” oder die Norm “EN 1836:2005” den sicheren UV-Schutz zu dokumentieren. Doch diese Zeichen werden, ebenso wie das “CE”-Logo, nicht von einer zentralen Stelle vergeben. Fälscher können diese Zeichen leicht nachahmen, so Ebel. Er rät daher, die Sonnenbrille immer bei einem vertrauenswürdigen Händler zu kaufen. Gefährlich kann es auch sein, sich zu schnell zu großer Hitze auszusetzen. Es besteht die Gefahr eines Hitzschlags oder Hitzekollaps, wenn der Körper keinen Schweiß mehr produzieren und sich nicht mehr selbst kühlen kann. Gefährdet sind besonders Kleinkinder und alte Menschen. Daher gilt: Bei Hitze sollten Anstrengungen vermieden werden. Außerdem ist es wichtig, ausreichend zu trinken. Treten Kopfschmerzen, Erbrechen oder Fieber bei trockener Haut auf, dann muss der Betroffene sofort in eine schattige und kühle Umgebung gebracht und – falls möglich – durch kalte Umschläge gekühlt werden. Rufen Sie sofort einen Arzt.
Guter Mücken- und Insektenschutz
Geht die Reise in ein Malariagebiet, sollten sich Urlauber rechtzeitig bei einem Tropenmediziner über Vorsorgemaßnahmen informieren. Neben der Einnahme von Malaria-Medikamenten als Schutz vor dem Erreger nach einem Stich gehört auch der Schutz vor den Stichen selbst. Das konsequente Vermeiden vor Insektenstichen schützt nämlich auch vor den Folgen anderer durch Insekten (etwa der Dengue-Mücke) übertragener Erkrankungen, für die es noch keine gezielte Therapie gibt. Hilfreich sind körperbedeckende Kleidung, insektenabweisende Cremes oder Sprays, die auf unbedeckte Hautpartien aufgetragen werden. Auch die Kleidung sollte mit dem insektenabweisenden Spray besprüht werden. Nachts und in der Dämmerung ist es wichtig, sich in mückengeschützten Räumen (Moskitogittern vor den Fenstern, Klimaanlage) aufzuhalten sowie das Bett mit einem Moskitonetz zu schützen. Bei Überlandtouren liegt der Schlafplatz am besten abseits von stehenden Gewässern. Als wichtiger Schutz vor Parasiten oder ähnlichem hilft es, nicht barfuß zu laufen und auf Baden in tropischen Gewässern zu verzichten.
Reiseapotheke
Eine gut ausgestattete Reiseapotheke enthält so wenig wie möglich und so viel wie nötig. “Der Inhalt einer Reiseapotheke trägt in erster Linie dazu bei, leichte Beschwerden zu bessern und größeren Schäden vorzubeugen”, so AOK-Arzt Ebel. Verbandmaterial und Desinfektionsmittel sind ein Muss, auch fiebersenkende Mittel, Schmerzmittel oder Mittel gegen Durchfall können sinnvoll sein. Auch hier empfiehlt es sich, einen Reisemediziner zu fragen und die Urlaubsapotheke auf die Gegebenheiten des Reiselands hin zu bestücken. Wichtig: Chronisch Kranke müssen eine ausreichend große Menge ihrer Medikamente dabei haben und bedenken, dass manche Arzneien nicht hitzebeständig sind.