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Stadtbahnanbindung von Sindelfingen und Böblingen lohnt sich

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Landrat Bernhard: „Das nächste Generationenprojekt bahnt sich an“

Fahren die gelben Stadtbahnzüge, wie man sie in Stuttgart kennt, eines Tages auch in den Städten Sindelfingen und Böblingen? Denkbar und lohnenswert ist es, sagt eine Potenzialuntersuchung, die der Landkreis Böblingen in Auftrag gegeben hatte. In einer ersten Stufe konnte durch den Gutachter Verkehrswissenschaftliches Institut Stuttgart GmbH (VWI) unter Beteiligung des untersuchungsbegleitenden Arbeitskreises eine Vorzugstrasse gefunden werden, für welche sich die besten verkehrlichen Potenziale ergeben haben.

Landrat Roland Bernhard sieht in einer Anbindung an die Stadtbahn eine historische Gelegenheit, den ÖPNV im Stadtgebiet Böblingen/Sindelfingen qualitativ enorm zu verbessern: „Es bahnt sich ein Projekt an, das die Mobilität der folgenden Generationen im Zentrum des Landkreises grundlegend verändern wird. Wir müssen in der Gegenwart mutige Schritte für eine Stadtbahn wagen, um unseren Nachkommen ein zukunftsfestes Fortkommen zu ermöglichen. Bis dahin braucht es einen langen Atem.“

Die Vorzugstrasse „Si5“ umfasst die Verlängerung der Stadtbahn-Linie U1 vom perspektivischen Anknüpfungspunkt an das Stuttgarter Stadtbahnnetz am Eiermann-Campus durch den Sindelfinger Wald bis zur ersten Haltestelle Messe hinter der Stadtgrenze Sindelfingens. Nach Unterquerung des Textilzentrums erschließt die Linie das neue Goldbach-Quartier und das vom Einzelhandel geprägte Gewerbegebiet sowie die Gottlieb-Daimler-Schulen, ehe sie den Bahnhof Sindelfingen in Tunnellage erreicht. Hier ist eine Verknüpfung mit der projektierten Stadtbahn-Linie U30 aus dem Sindelfinger Norden vorgesehen. Die für einen Verkehr in Einzeltraktion konzipierte Linie U30 bindet neben den dicht besiedelten Wohngebieten Eichholz, Spitzholz und Eschenried auch das Pfarrwiesengymnasium an. Die Trasse verläuft ab der neuen Haltestelle Rotbühl ebenfalls in Tunnellage, wobei der Sindelfinger Marktplatz unter Einbeziehung einer Haltestelle unterquert wird.

Beide Linien würden westlich des Bahnhofs auf einer gemeinsamen Trasse über eine Rampe im Verlauf der Hanns-Martin-Schleyer-Straße in die Hochlage geführt und das Werksgelände von Mercedes-Benz in südlicher Richtung durchqueren. Hier sind zwei weitere Haltepunkte für die Mitarbeiter des Unternehmens vorgesehen. Nach der Haltestelle Flugfeld West verläuft die Trasse dann entlang der Calwer Str. und bindet auch das neue Kreiskrankenhaus an das Stadtbahnnetz an. Der Böblinger Bahnhof wird als wichtiger Verkehrsknoten schließlich südöstlich der Bahngleise über die Talstraße erreicht, womit sich die Möglichkeit einer perspektivischen Weiterführung durch das Stadtzentrum von Böblingen eröffnen würde.

Durch die vorgesehene Überlagerung der werktags jeweils im 10-Minuten-Takt verkehrenden Linien U1 und U30 zwischen dem Böblinger und Sindelfinger Bahnhof entstünde ein stark verdichtetes Verkehrsangebot, welches die Städte verkehrlich besser miteinander und mit dem Mercedes-Benz-Werk verknüpft. Zudem würde durch die Linie U1 die Anbindung des Sindelfinger Stadtgebiets an die Landeshauptstadt optimiert.

Aus der vertieften Betrachtung des Vorhabens ergeben sich perspektivisch erhebliche Fahrgaststeigerungen sowie eine deutliche Reduzierung des Individualverkehrs. Bei Realisierung des Vorhabens kommt die Untersuchung zu rechnerischen Einsparungen in Höhe von rund 1.245 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr (nach Abzug der CO2-Emissionen für die Herstellung der zusätzlichen Infrastruktur). Die voraussichtliche Fahrgastzahl von 17.500 Personen/Tag am stärksten Querschnitt zwischen Sindelfingen und S-Vaihingen erfordert den Einsatz und die Dimensionierung dieser Infrastruktur für einen Stadtbahn-Verkehr in Doppeltraktion. Hiermit wäre auch eine Entlastung der bereits momentan stark frequentierten Linie S1 und eine Erhöhung der Resilienz im Störungsfall auf der Gäubahn möglich.

Für eine Realisierung ergibt sich ein Investitionsbedarf in Höhe von ungefähr 788,1 Mio. Euro (Preisstand August 2022). Unter Einbeziehung der Einsparungen durch obsolet werdende Busverkehrsleistungen auf bislang hochfrequentierten Linien ergäben sich rechnerische Betriebskosten von ca. 3,2 Mio. Euro pro Jahr (Preisstand 2016).

Insgesamt ermittelte die VWI ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,20, womit das Vorhaben eine realistische Chance auf eine Förderung durch den Bund und das Land aufweist. Folglich empfiehlt der Gutachter das Vorhaben weiterzuverfolgen und die nächsten Planungsschritte hierzu einzuleiten. Der Kreistag wird in seiner Sitzung am Montag, den 19.12.2022 über die Fortführung des Projekts beraten.

Die Stadtbahn Sindelfingen/Böblingen in Zahlen:

Verkehrssystem: Hochflur-Stadtbahn auf Normalspur
Zusätzliche Streckenlänge:

(zweigleisig ausgeführt)

ca. 15,6 km
Zusätzliche Linienlänge:

(ab dem Eiermann-Campus)

ca. 19,5 km
Eingesparte Pkw-Kilometer: ca. 20 Mio. km pro Jahr
Einsparung von CO2-Emissionen im Motorisierten Individualverkehr: ca. 2.541 Tonnen pro Jahr
Einsparung von CO2-Emissionen gesamt: ca. 1.245 Tonnen pro Jahr
Zusätzliche Betriebskosten: ca. 3,2 Mio. € pro Jahr
Investitionsvolumen:

(Preisstand 2022)

ca. 788,1 Mio. €
Nutzen-Kosten-Verhältnis: 1,20

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