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StartAktuellBorger/Sude gewinnen das World Tour-Final

Borger/Sude gewinnen das World Tour-Final

AktuellBorger/Sude gewinnen das World Tour-Final
Feier-Alarm! Beim sechsten World-Tour-Finale haben die Weltranglisten-Siebten aus Deutschland einen mehr als achtbaren Auftritt hingelegt: Karla Borger und Julia Sude haben die komplette Welt-Elite hinter sich gelassen und sich beim letzten und höchst dotiertesten Turnier des Jahres den Gesamtsieg geschnappt. 
Cagliari (tob).| Neben dem Center Court im Hafen von Cagliari steht ein Riesenrad. Wie auf dem Rummelplatz. Und im kühlen und oft verregneten Sand von Italien haben Karla Borger und Julia Sude wahrlich eine Achterbahnfahrt hingelegt, die den irren Ritt durch Pandemie-Einschränkungen und die Olympia-Enttäuschung einfach weggefegt hat.
Im Finale des World Finals haben die beiden Sand-Athletinnen aus Stuttgart, die für die DJK TuSA 06 Düsseldorf starten, Sarah Pavan und Melissa Humana-Paredes aus Kanada nahezu keine Chance gelassen und mit 2:0 (21:13, 23:21) geschlagen.
In sechs Duellen zuvor gewann das deutsche Duo erst einmal, in Cancun im April diesen Jahres.
Und jetzt, zum Ende einer extrem wilden Saison, legten die beiden eine derart abgebrühte Leistung in den Sand, dass sie es nach dem Matchball selbst nicht glauben konnte, was sie da gerade realisiert haben.
„Wir hatten so eine harte Saison. Und nach der Enttäuschung von Tokio haben wir beschlossen, uns mehr auf uns selbst zu konzentrieren, uns wieder gemeinsam im Sand zu finden, was uns ja schon ganz gut gelungen war bei den Europameisterschaften und bei den Deutschen Meisterschaften“, sagte Julia Sude, während Karla Borger sich die Freudentränen aus den Augen wischte. „Es war schon eine Riesen-Ehre für uns, dass wir uns hier für das World Tour-Final qualifiziert haben. Und jetzt stehen wir hier im Sand und haben den Pokal in den Händen. Unglaublich.“
„Wir haben versucht, nicht zu viel nachzudenken. Nur immer wieder über den nächsten Punkt“, meinte Karla Borger zum Match-Plan gegen Kanada und dann sprudelte es nur so aus ihr heraus. Dankesworte an das Team hinter dem Team und die große, spürbare Erleichterung nach dieser Achterbahnfahrt.
Was für eine Bilanz! Der enttäuschenden Auftritt bei den Olympischen Spielen in Tokio, welcher eigentlich als emotionaler Höhepunkt gedacht war, sorgte zwangsläufig für einen Neuanfang. Nachdem der bisherige Trainer Thomas Kaczmarek einen Tag nach dem Vorrundenaus in Tokio seine Zusammenarbeit aufkündigte, folgte bei Karla Borger und Julia Sude so etwas wie eine Jetzt-erst-recht-Stimmung. Ohne Trainer, vor Ort nur betreut von der Sportpsychologin Nadine Volkmer, die auch den B-Trainerschein im Volleyball hat sowie aus der Ferne mit taktischen Analysen ausgestattet durch den ehemaligen Beachvolleyballspieler Josip Pribanic, folgte keine  Turnierteilnahme mehr ohne Medaille: Bronze bei der EM in Wien, DM-Silber in dunkler Nacht am Timmendorfer Strand, und nun der Gesamtsieg bei den World Tour Finals.
Die Achterbahnfahrt auf dem World Tour Finale 2021 in Cagliari bot für Borger/Sude folgende Stationen:
Die Gruppenphase:
Nina Betschart/Tanja Hüberli, die Halbfinal-Gegnerinnen bei den Europameisterschaften in Wien und späteren Goldmedaillen-Gewinnerinnen aus der Schweiz hatten sich in Wien im Tiebreak (16:14) durchgesetzt. Auch zum Auftakt in Cagliari war es gleich wieder eng.
Borger/Sude unterlagen erneut knapp im Tiebreak (21:16, 24:26, 12:15) in 57 Minuten.
Nächste Station: Olympiasieger-Besiegerinnen!
Gegen April Ross/Alexandra Klineman, die Goldmedaillen-Gewinnerinnen von Tokio aus den USA, erkämpften sich Borger/Sude nervenstark einen 2:1-Erfolg (22:20, 13:21, 15:8) in 49 Minuten und setzten das erste große fette Ausrufezeichen.
Es folgte das Duell mit Nadezda Makroguzova/Svetlana Kholomina, den derzeitigen Weltranglistendritten aus Russland. Wie auch beim ersten Aufeinandertreffen im 2. Turnier in Cancun in April musste das deutsche Duo nach 39 Minuten eine 0:2-Niederlage (21:23, 14:21) einstecken.
Das letzte Pool-Match gegen Marta Menegatti/Valentina Gottardi, mit der Wildcard der Gastgeber-Nation ausgestattet, musste nun gewonnen werden, um überhaupt noch Chancen auf das Weiterkommen zu haben. Und so geschah es. Borger/Sude erledigten den 2:0-Pflichtsieg (21:18, 21:14) in 33 Minuten.
Anschließend hieß es ran an den Taschenrechner. Gleich drei Teams im Pool hatten zwei Siege und zwei Niederlagen aufzuweisen. Deshalb entschied das Ballpunkte-Ratio und damit landeten Borger/Sude auf Rang drei, hauchdünn vor Betschart/Hüberli aus der Schweiz, und standen damit im Viertelfinale.
„Wir haben die besten zehn Teams der Welt hier und es ist ein beeindruckendes Turnier“, sagte Karla Borger und Julia Sude. „Unser erstes Ziel war, die Gruppenphase zu überstehen und das können wir jetzt abhaken. Aber es ist noch nicht vorbei. Jetzt kommt die K.o.-Phase und die ist immer ein besonderer Spaß, denn der Druck ist so viel höher. Aber es ist unser letztes Turnier im Jahr und wir können alles raushauen.“
Rausgehauen haben sie, und zwar einen kämpferisch geprägten 2:1-Erfolg (21:16, 24:26, 15:11) über die aktuellen Weltranglistenersten aus Brasilien, der in 54 Minuten absolviert war.
Der erste Sieg über Agatha Bednarczuk/Eduarda „Duda“ Lisboa überhaupt.
Der nächste Knaller folgte im Halbfinale, wieder gegen die Russinnen Nadezda Makroguzova/Svetlana Kholomina. Mit einer abgeklärten Leistung setzten sich Borger/Sude mit 2:1 (21:13, 20:22, 15:11) in 50 Minuten durch und standen damit plötzlich im Finale.
„Unser Sieg in Wien war ja schon sehr emotional für uns, aber jetzt, dass wir die Saison hier im Finale des World Tour Finals beenden dürfen, setzt da natürlich noch einen oben drauf“, sagte Julia Sude. „Es ist ja schon eine Überraschung für uns gewesen, dass wir uns qualifiziert hatten unter die zehn besten Teams der Welt.“
Und Karla Borger ergänzte: „Es fühlt sich an wie eine zweite Saison. Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Eigentlich waren wir ja nach den Deutschen Meisterschaften schon in den Ferien. Jetzt verbringen wir abergläubisch jeden Tag genauso wie den Tag davor. Alles ist ritualisiert. Das ist voll anstrengend alles immer genau gleich zu machen, aber wir wollen ja die Siegesserie nicht enden lassen.“
Die Rituale haben ihren Zweck erfüllt. Die Siegesserie ist nicht gerissen.
Karla Borger und Julia Sude gehen mit einem fetten Siegerscheck von 150.000 Dollar in die Saisonpause – eine Achterbahnfahrt, die sich wirklich gelohnt hat. Und so reicht es auch noch für eine gemeinsame Riesenradfahrt im Hafen von Cagliari.


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