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StartAktuell30 Jahre Städtepartnerschaft mit Lodz

30 Jahre Städtepartnerschaft mit Lodz

Aktuell30 Jahre Städtepartnerschaft mit Lodz
OB Fritz Kuhn: „Städtepartnerschaften sind gute Politik von unten“

Stuttgart.| Eine Delegation aus Stuttgart ist vom 4. bis zum 7. Oktober zur Feier der 30-jährigen Freundschaft zwischen Stuttgart und Lodz in die polnische Partnerstadt gereist – und mit vielen Eindrücken zurückgekehrt. Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der die Delegation leitete, betonte die gute Zusammenarbeit: „In Zeiten europäischer Krisen kommt es darauf an, dass es etwas gibt, das die Beziehungen stabilisiert. Hier sind Städtepartnerschaften gefragt. Sie sind gute Politik von unten, weil sie die Bürgerinnen und Bürger zusammenbringen, Freundschaften entstehen lassen und gemeinsame Projekte ins Leben rufen.“

Die Städtepartnerschaft mit Lodz zeichnet sich vor allem durch ihr Netzwerk von unterschiedlichen Institutionen aus. So gibt es heute beispielsweise vier aktive Schulpartnerschaften zwischen Stuttgart und Lodz. Eine davon ist die Kooperation der Jörg Ratgeb Schule und der Halina Poswiatowska Schule, die seit 1996 einen jährlichen Schüleraustausch anbieten.

Gerade der Kontakt zwischen den Jugendlichen ist für die Geschichte der Städtepartnerschaft kennzeichnend. So ebnete insbesondere die Beziehung des Stadtjugendrings Stuttgart zu dem Lodzer Jugendverband ZSP, die bereits im Jahr 1976 begonnen wurde, vor 30 Jahren den Weg zur Partnerschaft.

Auf diese Besonderheit wies OB Kuhn bei einem Festakt im Lodzer Rathaus hin: „Die Partnerschaft wird von der Zivilgesellschaft getragen – von Jugendverbänden, Schulen, Sportvereinen oder Orchestern. Sie ist nicht nur ein Theoriekonstrukt auf dem Papier, sondern eine warme und lebendige Beziehung. Herz und Verstand spielen hier zusammen.“ Zahlreiche Institutionen, die sich bei der Städtepartnerschaft einbringen, waren zum Festakt eingeladen und erlebten ein gemeinsames Kurzkonzert der Musikschule Lodz mit den Stuttgarter „Telemännern“, dem Jugendorchester der GEDOK e.V, die eigens dafür nach Lodz gereist waren.

Die Stadtpräsidentin von Lodz, Hanna Zdanowska, sagte bei der Feier: „Wir haben in den vergangenen 30 Jahren viele Aktivitäten und Projekte umgesetzt und beiderseits großen Nutzen aus der Zusammenarbeit geschöpft. Weitere gemeinsame Jahre liegen noch vor uns – und darauf freue ich mich.“

Städtebau, Kreativwirtschaft und Erinnerungskultur
Die Stuttgarter Delegation, die sich vier Tage lang ein Bild von Lodz gemacht hat, bestand aus Vertreterinnen und Vertretern von Gemeinderat, Stadtverwaltung, Schulen, Jugendorganisationen sowie Wissenschaft und Kreativwirtschaft. Die Gruppe besuchte unter anderem das städtebauliche Großprojekt EC 1, ein ehemaliges Kraftwerk das zu einem Wissenschafts- und Unterhaltungszentrum umfunktioniert wird, den neu gebauten Bahnhof Lodz Fabryczna, den Start-up-Park Wi-Ma auf einem einstigen Spinnerei-Gelände und zwei Schulen. Neben der Halina Poswiatowska Schule stand auch die Krzysztof Augustyniak Schule auf dem Programm. Diese wurde von Krzysztof Augustyniak, einem der Lodzer „Städtepartnerschaftler“ der ersten Stunde, gegründet und ist derzeit in Gesprächen mit einer Stuttgarter Grundschule zur Gründung einer Schulpartnerschaft.

Darüber hinaus bekam die Delegation einen Einblick, wie die Stadt Lodz mit ihrer Geschichte während des Zweiten Weltkriegs umgeht – zum Beispiel im Dialogzentrum Marek Edelmann im Park der Holocaust-Überlebenden, beim einstigen Deportationsbahnhof Radegast, der nun als Gedenkstätte dient, oder auf dem Neuen Jüdischen Friedhof.

OB Kuhn sagte: „Ich bin sehr beeindruckt von Lodz. Mir imponiert besonders, dass sie Optimismus widerspiegelt. Denn nachdem mit den vielen ansässigen Textilfabriken die wirtschaftliche Basis weggebrochen war, hat sich die Stadt neue Ideen einfallen lassen. Im Kraftwerk EC 1 ist zum Beispiel ein Technikmuseum entstanden.“

Bild: Der Delegation gehörten neben Oberbürgermeister Fritz Kuhn und seiner Ehefrau Waltraud Ulshöfer auch Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinderat, Stadtverwaltung, Schulen, Jugendorganisationen sowie Wissenschaft und Kreativwirtschaft an. | Foto: LHS Stuttgart

Stuttgarts erste Partnerstadt in Osteuropa
Bereits Ende der 1970er-Jahre bemühte sich die Stadt Stuttgart im Kontext der sozialliberalen Koalition, die städtepartnerschaftlichen Beziehungen auf Osteuropa auszudehnen. In einem Brief an den polnischen Botschafter formulierte die Stadt 1979 ihren Wunsch nach einem passenden Partner. Beim Antrittsbesuch des polnischen Botschafters 1980 wurde das Interesse der Stadt Lodz an einer Städtepartnerschaft offiziell signalisiert.

Im Jahr 1986 kam der erste offizielle Kontakt der beiden Städte zustande. Am 26. September 1988 unterzeichneten der damalige Oberbürgermeister Manfred Rommel, der Lodzer Stadtpräsident Jaroslaw Pietrzyk und der Vorsitzende des Stadtparlaments Andrzej Grabski in Stuttgart die Partnerschaftsurkunden und die Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit. Für Stuttgart war Lodz die erste Partnerstadt in Osteuropa, für Lodz war Stuttgart das erste frei gewählte Freundschaftsbündnis auf Städteebene.

Lodz ist die drittgrößte Stadt Polens und gleichzeitig die Hauptstadt des gleichnamigen Verwaltungsbezirks. Sie liegt 120 Kilometer südwestlich von Warschau, der polnischen Hauptstadt. Lodz hat knapp 700.000 Einwohner und galt wegen seiner blühenden Textilindustrie einst als „polnisches Manchester“.

Jubiläumsjahr 2018
Neben Lodz pflegt Stuttgart Partnerschaften zu neun weiteren Städten. Dieses Jahr stehen gleich drei runde Geburtstage an – St. Helens (70 Jahre), Mumbai (50 Jahre) und Lodz (30 Jahre) – das macht 2018 zum Jahr der Partnerstädte. Mehr über die Aktionen im Jubiläumsjahr sowie die Broschüre anlässlich der 30-jährigen Städtepartnerschaft mit Lodz unter www.stuttgart.de/staedtepartnerschaftsjahr2018.


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