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StartRegionDeutschlandZwischen Kfz und Rad

Zwischen Kfz und Rad

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Modellprojekt von AGFK-BW und HKA untersucht Überholabstände im Straßenverkehr

In dem bundesweit einzigartigen Modellprojekt zum Überholabstand haben AGFK-BW und HKA die Auswirkungen einer veränderten Radverkehrsinfrastruktur betrachtet. Zehn Modellkommunen nahmen teil. Ein integrierter Maßnahmenmix aus Infrastruktur, Kommunikation, verkehrsrechtlichen Regelungen und daraus folgender Ahndung ist erforderlich. Praxisleitfaden für Kommunen verfügbar. 

Stuttgart, 29.11.2024.| In ihrem Modellprojekt zum gesetzlichen Überholabstand (gÜRad) hat die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußverkehrsfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) in Zusammenarbeit mit der Hochschule Karlsruhe (HKA) seit 2022 den Zusammenhang zwischen Überholabständen von Kfz gegenüber Radfahrenden und problematischen Straßenabschnitten untersucht. Zum Abschluss des Modellprojektes gÜRad stellt die AGFK-BW die gewonnenen Erkenntnisse nun der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Ziel des Modellprojektes war es, Maßnahmen zu entwickeln, um Überholsituationen objektiv und in der Wahrnehmung sicherer für Radfahrende zu gestalten. Das Modellprojekt gÜRad schließt an die Vision Zero der AGFK-BW und ein faires Miteinander aller im Straßenverkehr an. Am Modellprojekt teilnehmende Mitgliedskommunen der AGFK-BW waren Aalen, Backnang, Baden-Baden, Heilbronn, Mengen, Offenburg, Schorndorf, Singen, Stuttgart und Ulm.

Prof. Dr. Jochen Eckart, Professor für Verkehrsökologie, Hochschule Karlsruhe sagt: „Die Ergebnisse der Realexperimente in den Modellkommunen zeigen, dass die Überholabstände von Kfz zu Radfahrenden von zahlreichen Faktoren wie Verkehrsinfrastruktur, Verkehrsmenge, Verkehrskultur und dem individuellen Verhalten der Verkehrsteilnehmenden beeinflusst werden. Simple Ursache-Wirkung-Zusammenhänge lassen sich nur eingeschränkt ableiten. Je nach Situation können bauliche Maßnahmen, gezielte Kommunikation oder Öffentlichkeitsarbeit erforderlich sein – oder eine Kombination aus allen drei Ansätzen. Lösungen für Abschnitten mit engen Überholabständen sind vor Ort nicht immer leicht zu finden, aufgrund der hohen Bedeutung für das subjektive Sicherheitsgefühl der Radfahrenden müssen wir jedoch dringend daran arbeiten.“

Günter Riemer, Vorstandsvorsitzender der AGFK-BW und EBM Kirchheim unter Teck sagt: „Ausdrücklich danke ich allen Projektbeteiligten für die Umsetzung des Modellprojektes und der Realexperimente, welche wichtige Erkenntnisse liefern, um geeignete Maßnahmen vor Ort zur Förderung des Radverkehrs zu finden. Da Überholabstände neben der objektiven Verkehrssicherheit eine maßgebliche Rolle beim subjektiven Sicherheitsempfinden spielen, nehmen sie Einfluss auf die Verkehrsmittelwahl und müssen damit bei der Radverkehrsförderung beachtet werden.“

Erfolge und Herausforderungen für Kommunen

Die Realexperimente im Rahmen des Modellprojektes spiegeln die Herausforderungen der Einhaltung des gesetzlichen Überholabstands zwischen Kfz und Radfahrenden insbesondere auf innerstädtischen Straßen wider. Die umgesetzten Maßnahmen reichen von der Veränderung bzw. Verbreiterung von Radverkehrsinfrastruktur, über den Wegfall von Parkplätzen, straßenverkehrsrechtlichen Anordnungen bis zu begleitenden Kommunikations- und Informationsmaßnahmen.

Das Modellprojekt gÜRad und die hieraus gewonnenen Erkenntnisse machen deutlich, dass jeder Straßenabschnitt als Einzelfall genau betrachtet werden muss. Es zeigt sich, dass Überholabstände als Verhaltensnorm nicht allein durch infrastrukturelle Maßnahmen beeinflusst werden können: bei ansonsten ähnlichen Rahmenbedingungen ergeben sich unterschiedliche Ergebnisse in den jeweiligen Kommunen. Ein Mix integrierter Maßnahmen aus Infrastruktur, Kommunikation, verkehrsrechtlichen Regelungen und eine konsequente Ahndung ist erforderlich, um geeignete Lösungen in den Kommunen zu finden und so ein faires Miteinander aller im Straßenverkehr zu ermöglichen. Der aus dem Modellprojekt resultierende Praxisleitfaden soll weiteren Kommunen bei der Maßnahmenfindung im Umgang mit dem Überholabstand Unterstützung liefern.

Zur Durchführung des Modellprojektes gÜRad

In Zusammenarbeit mit kommunalen Radverkehrsbeauftragten und Straßenverkehrsbehörden, der Hochschule Karlsruhe und der AGFK-BW wurden in den zehn Modellkommunen neuralgische Straßenabschnitte identifiziert, die häufig enge Überholvorgänge aufwiesen. Dieser Auswahlprozess basierte auf Rückmeldungen der Bürger:innen, die bestimmte Straßenabschnitte als problematisch im Radverkehrsnetz wahrnahmen. Diese Straßenabschnitte wurden in einem gemeinsamen Prozess mit den Kommunen ermittelt und zur detaillierten Analyse ausgewählt.

Die Datenerhebung erfolgte mit Hilfe des OpenBikeSensors, einem bürgerwissenschaftlichen Projekt aus der IT- und Radverkehrs-Community. Der OpenBikeSensor misst während der Fahrradfahrt den Abstand zu Objekten links und rechts (abzüglich Lenkerbreite) und zeichnet die Fahrt mittels GPS auf. Ultraschallwellen werden ausgesandt und beim Auftreffen auf ein Objekt zurückreflektiert, wodurch der Abstand präzise gemessen werden kann.

Basierend auf den Ergebnissen der ersten Datenerhebung wurden spezifische Überholsituationen identifiziert, die als kritisch eingestuft wurden. Anfang des Jahres 2023 wurden daraufhin gezielte Maßnahmen entwickelt, um die Situation in diesen Abschnitten zu verbessern. Nach einem Eingewöhnungszeitraum von sechs bis acht Wochen wurde im Herbst 2023 eine Nacherhebung durchgeführt, um die Wirkung der implementierten Maßnahmen zu evaluieren.

Das Modellprojekt gÜRad wurde in Zusammenarbeit mit der Hochschule Karlsruhe durchgeführt und durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Das Modellprojekt gÜRad der AGFK-BW gilt zum 31.12.2024 als abgeschlossen.


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