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Winnenden ist eine attraktive Zentrale geworden

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Ein Film erinnert an die Gemeindereform vor über 50 Jahren

Winnenden.| Am Mittwoch, 23.10.2024, wird um 19 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses ein Film über die Gemeindereform in Winnenden gezeigt. Er entstand in Zusammenarbeit von Stadtarchiv und Initiative Stadtmuseum im Historischen Verein. Daran mitgewirkt haben die fünf Altbürgermeister von Baach, Birkmannsweiler, Breuningsweiler, Bürg und Hertmannsweiler sowie der frühere Winnender Oberbürgermeister Karl-Heinrich Lebherz. Die Bürgerschaft ist herzlich eingeladen.

Mit der Eingliederung von Birkmannsweiler am 1. Januar 1974 kam die Gemeindereform in Winnenden zum Abschluss. Fast 50 Jahre später, am 31. August 2023, trafen sich im Hotel-Restaurant „Schöne Aussicht“ in Bürg die ehemaligen Bürgermeister der eingangs erwähnten heutigen Stadtteile zu Filmaufnahmen. Franz Stark, Friedrich Seibold, Bernd Fischer, Wolfgang Bauer und Wolfgang Schmid äußerten im Gespräch mit Diethard Fohr von der Initiative Stadtmuseum, wie sie den Eingemeindungsprozess erlebt hatten. Aus der Perspektive Winnendens berichtete Karl-Heinrich Lebherz, der damals Erster Beigeordneter gewesen war. Herausgekommen ist ein einzigartiges Zeitdokument von etwas über 70 Minuten Länge.

Einleitend geben die fünf Altbürgermeister Auskunft über ihren persönlichen Hintergrund, ihre Kandidatur für das Amt und die Situation, die sie in ihren Gemeinden nach der Wahl vorfanden. Bezogen auf Herkunft und Ausbildung nimmt Wolfgang Bauer eine Sonderstellung ein. Er stammt als einziger aus dem Ort, in dem er Bürgermeister wurde – aus Bürg. Schon sein Urgroßvater, Großvater und Vater waren hier Schultheiß bzw. Bürgermeister. Zudem ist Bauer der einzige in der Runde ohne Verwaltungsausbildung. Ursprünglich hatte er das Schreinerhandwerk erlernt.

Des Weiteren fällt auf, dass alle fünf Altbürgermeister beim Amtsantritt unter 30 Jahre alt waren. Es fand also ein Generationswechsel statt. Die Verwaltung in ihren kleinbäuerlich geprägten Gemeinden beschreiben Wolfgang Bauer, Friedrich Seibold, Franz Stark, Wolfgang Schmid und Bernd Fischer übereinstimmend als „schlank“. Außer dem Bürgermeister gab es lediglich eine Schreibkraft, einen Gemeindepfleger und kleinere Dienste wie Amtsbote, Straßen- oder Wasserwart. In der Geschäftsführung unterstützt wurden die Kommunen zum Teil durch Verwaltungsaktuar Helmut Kallenberg.

Das „Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden“ vom 7. März 1968 bildete den Auftakt zur Gemeindereform in Baden-Württemberg. Aus dem Gespräch geht hervor, dass das Thema für die Orte um Winnenden mit der Pensionierung von Verwaltungsaktuar Kallenberg Ende 1969 aktuell wurde. Dessen Stelle wollte das Landratsamt Waiblingen nicht wieder besetzen. Auf Vorschlag von Friedrich Seibold gründeten nun Birkmannsweiler, Baach, Bürg und Höfen die Verwaltungsgemeinschaft „Vordere Berglen“. Dieser „Versuch, uns in eine Eigenständigkeit zu retten“, wie Wolfgang Bauer es ausdrückt, war jedoch nicht von langer Dauer. Bereits am 1. Januar 1971 wurde Höfen zum ersten Winnender Teilort. Seine Eingliederung beschleunigt hatte das Ende der regulären Amtszeit von Bürgermeister Eugen Pfleiderer im Mai 1970.

Auch zwischen der Stadt Winnenden und den anderen benachbarten Orten setzten bald Verhandlungen ein. Wesentlich für Franz Stark in Baach war, vor einer Eingemeindung noch möglichst viel zu bewegen und Projekte fertigzustellen oder wenigstens in die Wege zu leiten. Seine Bürgermeisterkollegen strebten ebenfalls danach, Anforderungen festzulegen, die eine positive Entwicklung in der Zukunft garantieren sollten. Einhelliger Tenor ist, dass Winnenden sich hier entgegenkommend gezeigt habe. Die Meinung der Bürgerschaft wurde eingeholt in Versammlungen und Anhörungen. Für Baach, Breuningsweiler, Bürg, Hanweiler und Hertmannsweiler erfolgte dann im Jahr 1972 die Eingliederung nach Winnenden, das überdies mit Wirkung vom 1. Januar 1973 zur Großen Kreisstadt erhoben wurde.

In Birkmannsweiler wünschten die Bürgerinnen und Bürger mehrheitlich die Aufrechterhaltung der Selbstständigkeit. Letztendlich gelang es Friedrich Seibold aber, den Gemeinderat von einem Anschluss zu überzeugen. Er war mit dem Argument erfolgreich, dass man so noch eine Sonderförderung durch das Land erhalten könne für den Bau einer neuen Turnhalle. Die zeitweise bestehenden Spannungen im Ort wurden bei der Eingemeindungsfeier in einer Beerdigungsszene verarbeitet, die Eingang in die Fernsehberichterstattung fand. Von heute aus betrachtet sei der Zusammenschluss „gut geworden“, konstatiert Seibold. „Winnenden ist eine attraktive Zentrale geworden für die Gemeinden.“

Der weitere berufliche Weg der fünf Bürgermeister, die infolge der Gemeindereform ihr Amt verloren hatten, gestaltete sich vielfältig. Wolfgang Bauer führte mit seiner Frau das Hotel-Restaurant „Schöne Aussicht“ fort. Friedrich Seibold wurde zunächst kommunalwirtschaftlicher Berater für eine große Bausparkasse. Es folgte eine Tätigkeit als persönlicher Referent bei Erwin Teufel, der 1978 Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion geworden war. Schließlich machte Seibold sich als Rechtsbeistand selbstständig. In die Wirtschaft zog es Franz Stark. Beim Siedlungswerk in Stuttgart baute er eine Tochtergesellschaft auf und übernahm deren Leitung. Wolfgang Schmid war anfangs hauptsächlich für den Verein „Haus & Grund Stuttgart“ tätig, der die Interessen privater Haus- und Wohnungseigentümer vertritt. 1981 wurde auch er selbstständig und setzte sich im Alter von 70 Jahren zur Ruhe. Als einziger in der Kommunalverwaltung verblieb Bernd Fischer. Beim Nachbarschaftsverband Waiblingen und später bei der Stadt Waiblingen hatte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand leitende Positionen inne.

Die Winnender Sicht auf den Eingemeindungsprozess schildert Oberbürgermeister a.D. Karl-Heinrich Lebherz: „Im Gemeinderat und in der Verwaltung herrschte eine regelrechte Aufbruchstimmung.“ Die Strukturen der Verwaltung wurden an die künftigen Aufgaben angepasst, etwa durch Anwerbung von Fachpersonal. Und im Gemeinderat entstand eine Kommission, welche die Verhandlungen mit den Gemeinden begleitete. Ziel war, „mit allen Partnern eine einvernehmliche Lösung zu finden“. Dies sei gelungen. „S‘ isch ebbes Rechts worda“, lautet Lebherz‘ Bilanz. In einer kurzen Passage zwischen seinem Bericht und dem Gespräch mit den Altbürgermeistern wird an damalige Akteure erinnert, die inzwischen verstorben sind: Eugen Pfleiderer (Bürgermeister von Höfen 1952-1970), Wilhelm Klöpfer (Bürgermeister von Hanweiler 1965-1971) und Hermann Schwab (Bürgermeister von Winnenden 1947-1972 und Oberbürgermeister 1973-1978).

Die Idee zu dem Film hatte Diethard Fohr. Nachdem seitens der Stadt die Zustimmung erfolgt war, entwickelte Stadtarchivarin Michaela Couzinet-Weber mit Herrn Fohr und dem Filmproduzenten Hans-Martin Fischer einen Fragebogen für das Gespräch sowie einen Leitfaden zum Ablauf des Videos. Um die Zeitumstände von damals anschaulich zu machen, wurde das Video unterlegt mit Bildern aus den Privatarchiven der Altbürgermeister und aus dem Stadtarchiv. Allen Mitwirkenden sei an dieser Stelle nochmals gedankt. Ab 24.10. kann der Film zudem auf der Website https://www.virtuelles-stadtmuseum-winnenden.de angeschaut werden. Er wird eingebunden in die Ausstellung über „50 Jahre Große Kreisstadt Winnenden“, die sich im Themenraum „Gemeindeverfassung und -verwaltung“, Unterthema „Bürgervertretung“, befindet. (mcw)


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