- Erstmals gewinnt mit Hertz Team Jota eine Porsche 963-Kundenmannschaft
- Zweiter Rennsieg für den Hybridprototypen in der FIA Langstrecken-WM
- Doppelerfolg für den Porsche 911 GT3 R in der LMGT3-Klasse
Die Kundenmannschaft Hertz Team Jota hat den ersten Sieg eines privaten Porsche 963 in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC errungen. Die Briten Callum Ilott und Will Stevens profitierten am Ende eines ereignisreichen 6-Stunden-Rennens von einem frühen Tankstopp vor einer längeren Unterbrechung. Porsche Penske Motorsport erreichte mit einer vergleichbaren Strategie den zweiten Rang für Laurens Vanthoor, André Lotterer und Kévin Estre. Das zweite Werksauto musste nach einem Unfall aufgeben. In der LMGT3-Kategorie fuhr der Porsche 911 GT3 R von Manthey EMA zum Klassensieg. Platz zwei ging an das Schwesterauto von Manthey PureRxcing, das bereits den Saisonauftakt in Katar gewonnen hatte.
Stuttgart.| Das 6-Stunden-Rennen auf dem Circuit Spa-Francorchamps begann vor großer Kulisse: Mehr als 88.000 Zuschauer hatten den dritten Saisonlauf der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC über das Wochenende besucht. Bei frühlingshaften Temperaturen von 23 Grad Luft- und 32 Grad Asphalttemperatur teilte sich das Rennen in zwei Teile über insgesamt fast neun Stunden: einen vor und einen nach einer gut 120-minütigen Pause.
Eine Kollision hatte nach vier Stunden und 15 Minuten eine Unterbrechung mit der Roten Flagge erforderlich gemacht: Leitplanken auf der Kemmel-Geraden mussten ersetzt werden. Erst um 19:15 Uhr Ortszeit konnte das Geschehen auf der Strecke für weitere 104 Minuten fortgesetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt lag der Porsche 963 von Proton Competition auf Rang drei. Julien Andlauer aus Frankreich und der Schweizer Neel Jani hatten den ersten Rennabschnitt über weite Strecken angeführt. Wie viele andere Fahrzeuge musste der Prototyp des Kundenteams nach dem Restart jedoch zum Tanken an die Box und fiel dadurch auf Rang neun zurück. In der Folge setzte Andlauer zu einer entfesselten Aufholjagd an, die ihn noch auf Rang fünf führen sollte. Dabei drehte der frühere Porsche-Junior in 2.06,459 Minuten auch die schnellste Rennrunde.
Besser lief es für den 963 mit der Nummer 12 von Hertz Team Jota und das Nummer-6-Werksauto von Porsche Penske Motorsport: Beide hatten ihren vorletzten Boxenstopp bereits kurz vor der Unterbrechung absolviert. Dadurch rückten sie schnell auf die Plätze eins und zwei vor. Somit stand fest: Den Sieg würden diese beiden Hybridprototypen aus Weissach unter sich ausmachen. Jota-Schlussfahrer Callum Ilott blieb auch trotz eines energisch attackierenden Kévin Estre unbeirrt. Beim letzten Reifenwechsel 45 Minuten vor Rennende setzte Porsche Penske Motorsport deshalb auf eine abweichende Strategie und vier neue Pneus für den entscheidenden Schlussspurt. Der taktische Kniff blieb unbelohnt. Nach ihrem Erfolg beim Saisonauftakt in Katar fuhren Estre (Frankreich), der Belgier Laurens Vanthoor und André Lotterer aus Deutschland wie zuvor in Imola als Zweite über die Ziellinie. Das Trio konnte damit seine Tabellenführung in der Fahrerwertung weiter ausbauen. Platz eins ging an Ilott und seinen britischen Teamkollegen Will Stevens. Es ist der erste Sieg eines Porsche-Kundenteams mit dem 963.
Der andere Werks-Porsche 963 von Frédéric Makowiecki, Michael Christensen und Matt Campbell hatte zum zweiten Mal in der noch jungen Saison ein WEC-Rennen von der Pole-Position aufgenommen. Startfahrer Makowiecki konnte die Führung zunächst verteidigen. Nach gut 40 Minuten musste der Franzose in einer unübersichtlichen Überrundungssituation aber dem Porsche von Julien Andlauer den Vortritt lassen. Später ging auch der Ferrari mit der Startnummer 51 vorbei. Kurz vor Rennhalbzeit setzte der Däne Michael Christensen mit dem Auto ausgangs der schnellen „Blanchimont“-Linkskurve auf einem Curb auf und touchierte seitlich die Streckenbegrenzung. Durch den Aufprall schaltete das Hochvolt-Hybridsystem aus Sicherheitsgründen ab. Dies bedeutete das vorzeitige Aus für die Nummer 5.
„Wir haben vermutlich eines der verrücktesten Sportwagenrennen der jüngeren Vergangenheit erlebt“, so Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh. „Es gab einige größere Unfälle, die alle Beteiligten schadlos überstanden haben – das ist erstmal die Hauptsache. Große Gratulation an Hertz Team Jota: Das war eine mega Vorstellung, der Sieg ist absolut verdient. Auch Proton Competition hat mit dem Porsche 963 eine top Vorstellung abgeliefert und über lange Zeit im Rennen sehr gut ausgesehen, am Ende aber Pech mit der Roten Flagge gehabt. Wir selbst stehen erneut als Zweitplatzierte auf dem Podium. Im Hinblick auf Le Mans fühlen wir uns erstklassig vorbereitet.“
„Auch wenn wir uns stets auf die nächste Herausforderung freuen, so sind wir doch auf die 100. Pole-Position für das Team Penske im Langstreckensport stolz. Sportwagenrennen bilden einen wichtigen Teil in der Geschichte unseres Teams, das damit einen wichtigen Meilenstein erreicht hat“, betont Roger Penske, Gründer und Vorsitzender der Penske Corporation. „In dem Erfolg von Porsche Penske Motorsport in dieser Saison spiegelt sich die harte Arbeit und der volle Einsatz aller Team-Mitglieder wider. Jetzt nehmen wir unser nächstes Ziel ins Visier: den 100. Sieg für Penske im Sportwagensport.“
LMGT3-Klasse: Auch die Porsche 911 GT3 R fahren auf Platz eins und zwei
Für das Porsche-Kundenteam Manthey PureRxcing fühlte sich bereits der Start ins Rennen wie der erste Sieg an: Nach einem schweren Unfall in der Hyperpole-Qualifying-Sitzung musste der GT3-Rennwagen mit der Nummer 92 über Nacht neu aufgebaut werden. Gegen sieben Uhr morgens war die Arbeit vollbracht. In die 6 Stunden von Spa ging der Brite Alex Malykhin von Rang acht und kämpfte sich im weiteren Verlauf wieder nach vorne. Mit dem Schwesterauto von Manthey EMA hatte der Australier Yasser Shahin in der Hyperpole-Sitzung die viertschnellste Zeit gesetzt. Vor der Rennunterbrechung gelang auch dank des furios fahrenden Morris Schuring (Niederlande) bereits der Sprung auf Rang eins.
Nach dem Restart entbrannte ein spannender Krimi um den Sieg zwischen beiden Manthey-Rennwagen und den Lamborghini. Die Entscheidung fiel in der allerletzten Runde: Das führende Iron Lynx-Fahrzeug musste noch einmal zum Tanken stoppen. Der PureRxcing-Porsche von Klaus Bachler hatte mit seinem Treibstoff besser hausgehalten. Um sich gegen seinen von hinten heranstürmenden Landsmann Richard Lietz zu wehren, fehlten dem Österreicher aber die letzten Reserven. Somit ging Platz eins an Lietz, Schuring und Shahin vor Bachler, Joel Sturm (Deutschland) und Malykhin.
„Nach dem Wiederaufbau unseres Nummer-92-Porsche quasi über Nacht war das ein extrem intensives Rennwochenende“, so Nicki Raeder, Geschäftsführer Manthey. „Trotzdem konnten wir hier auf Sieg fahren. Das Schwesterauto mit der 91 hatte am Ende einfach mehr Kraftstoffreserven übrig, während der andere 911 GT3 R krass Benzin sparen musste, um die Lamborghini im Schach zu halten. Ich bin extrem stolz auf die ganze Truppe. Das war eine ganz besondere Team-Leistung.“
Der nächste Lauf der diesjährigen Langstrecken-Weltmeisterschaft ist gleichzeitig der Höhepunkt der WEC-Saison: die 24 Stunden von Le Mans am 15. und 16. Juni.