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Steillagen: Höchste Zeit zum Handeln

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Landrat Allgaier will Kulturlandschaften erhalten

Ludwigsburg.| „Es geht um nichts anderes als um den Erhalt einer tausendjährigen Kulturlandschaft. Wenn uns kommende Generationen fragen, warum wir nicht alles getan haben, um die Terrassenweinberge als unvergleichliches Heimat-, Kultur- und Naturerbe zu retten, wird es zu spät sein. Jetzt gilt es zu handeln – das Zeitfenster dafür wird täglich kleiner“, so Landrat Dietmar Allgaier zur Situation der durch Nutzungsaufgabe, Verbuschung und Verfall bedrohten Weinbausteillagen. Es sei mittlerweile alles gesagt, erforscht, diskutiert und wissenschaftlich beschrieben, jetzt müssten alle, die etwas tun können und wollen, Farbe bekennen.  Damit fordert Allgaier eine Sprintphase nach einem schon viel zu lange dauernden, aber wichtigen Diskussionsmarathon in Sachen Terrassenweinbau ein.

Schnelle Umsetzung der Strategie erforderlich 

Vor kurzem wurden die Ergebnisse des Projekts Steile Weine der Öffentlichkeit vorgestellt. Landrat Allgaier zeigt sich damit sehr zufrieden, dringt aber jetzt auf schnelle Umsetzung der von den maßgeblichen Akteuren über mehrere Jahre erarbeiteten Strategie. „Ich halte die vorgelegte Lösung zur Erhaltung der Kulturlandschaft durch hochwertige Weine für sehr überzeugend“, lobt der Landrat die Beteiligten, sieht jetzt aber vor allem die Vorstände der Weingärtnergenossenschaften am Zug. „Es ist meine feste Überzeugung, dass jetzt alle Umsetzungsmaßnahmen, auch weitere staatliche oder kommunale Maßnahmen zur Erhaltung der terrassierten Steillagen, auf die Ergebnisse des Projekts Steile Weine aufbauen müssen.“

Projekt hat seinen Ursprung beim Steillagenkongress in Besigheim

Dieses geht auf den Steillagenkongress in Besigheim im Jahr 2015 zurück. Als Ergebnis haben damals die Bürgermeister der Weinorte entlang der Neckars zwischen Benningen und Lauffen das ILEK (integriertes ländliches Entwicklungsprojekt) Neckarschleifen ins Leben gerufen. Arbeitsgruppen haben über Monate Konzepte erarbeitet. Als Folge wurde das Projekt Steile Weine ins Leben gerufen. Dieses Projekt wurde maßgeblich getrieben von den Genossenschaften, insbesondere von der Felsengartenkellerei und den Lauffener Weingärtnern, in Zusammenarbeit mit der LVWO Weinsberg, der Universität Geisenheim, dem Landratsamt und der exNicrum Weinmanufaktur. Das Projekt wurde mit 480.000 Euro vom Land und von der EU gefördert. Der Abschlussbericht vom Juni 2023 liegt vor. Die Medien hatten berichtet. Als Ergebnis wird den Winzern empfohlen, ihre Weinberge mit südeuropäischen und pilzwiderstandsfähigen Rebsorten anstelle des Trollingers neu zu bepflanzen. Und es werden Wege zur Vermarktung durch die Genossenschaften aufgezeigt. „Jetzt sind zunächst die Genossenschaften und ihre Mitglieder aufgerufen, die Handlungsempfehlungen umzusetzen“, so Landrat Allgaier, der weiß, dass dabei den Winzern Kosten für die Neuanlage ihrer Weinberge entstehen und sie unter Einnahmeausfällen im Pflanzjahr und dem Folgejahr leiden werden, in denen sie kein Traubengeld von der Genossenschaft bekommen. Dafür brauchen sie Unterstützung durch Fördermaßnahmen.

Neuanlagen in Steillagen werden gefördert – Offene Förderlücke gilt es zu schließen

Die Neuanlage in Steillagen wird mit 32.000 Euro/Ha schon staatlich gefördert. Ab dem dritten Jahr mit erstmaligem Ertrag zahlen die Genossenschaften Traubengeld. Zusätzlich gibt es die staatliche Beihilfe von 3.000 Euro/Hektar, die die Winzer vom Land pro Jahr als Bewirtschaftungszuschuss erhalten. Für die beiden ertraglosen Jahre nach der Rodung und Neuanlage sieht der Landrat eine Förderlücke, die es zu schließen gilt.

Empfehlung für Genossenschaften

Der Landrat ist sich der Tatsache bewusst, dass seit Beginn des ILEKs fast zehn Jahre vergangen sind. In der Zwischenzeit haben sich viele kleine und auch einige größere Weinbaubetriebe entschlossen, keine Steillagen mehr zu bewirtschaften. Es ist deshalb leider so, dass die Genossenschaften nicht in der Lage sein werden, mit dem Steile Weine Konzept den gesamten Bestand an Steillagen zu erhalten. Deshalb empfiehlt der Landrat den Genossenschaften jetzt Folgendes zu definieren:

  • Diejenigen Steillagenflächen, die mit bisher gepflanzten Rebsorten, insbesondere mit Trollinger, erhalten werden können.
  • Diejenigen Steillagenflächen, die mit höherwertigen Neupflanzungen nach dem Steile Weine Konzept erhalten werden sollen.
  • Diejenigen Steillagenflächen, die nicht mit Weinbau erhalten werden können:
    • davon Flächen die wegen Steinschlaggefahr für angrenzende Straßen und Wege und damit absehbarer Verkehrsgefährdung auf alle Fälle erhalten und gesichert werden müssen;
    • davon die Flächen, die landschafts- oder stadtbildprägend sind und zumindest gerodet und mit Begrünung erhalten werden sollen; dafür sollten die Gemeinden den Eigentümern Zuschüsse gewähren;
    • davon die Flächen, die für eine andere Nachnutzung geeignet wären, einschließlich Fotovoltaik;
    • davon die Flächen, die Randlagen sind und der Natur überlassen werden können.

Landrat Allgaier hat die Vorstandvorsitzenden der federführenden Genossenschaften zu einem Gespräch über die weitere Vorgehensweise eingeladen. „Es ist höchste Zeit zum Handeln. Wir sind gemeinsam in der Verantwortung. Wir müssen wissen, was wir wollen, bevor uns die Entwicklung sagt, dass wir nichts mehr wollen können. Deshalb setze ich mich für einen engen Schulterschluss der jetzt schon bestens zusammenarbeitenden Akteure und deren Mannschaftssprint ein.“


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