Berlin.| Sommerreifen im Sommer – Winterreifen im Winter. Was als einfache Faustregel daherkommt, erweist sich bei genauem Hinsehen als Formel mit mehreren Unbekannten. Denn auch wenn die Straßenverkehrsordnung (StVO) seit 2010 bei winterlichen Straßenverhältnissen die Nutzung von Reifen mit M+S-Kennzeichnung vorschreibt, ist damit noch nicht viel über deren Qualität gesagt. „Winterreifen“ sind noch nicht definiert.
Dem wollte der Bundesrat in seiner Februarsitzung ein Ende bereiten. Laut Bundesrat sollen Winterreifen umgehend verbindlich definiert werden, denn laut Bundesverkehrsministerium soll die StVO zum 1. Januar 2018 angepasst werden.
Entscheidend bei der verbindlichen Definition ist einerseits die Kennzeichnung von Reifen mit dem Alpine-Symbol (Bergsymbol mit Schneeflocke). Dieses Symbol ist bereits eingeführt und wird vielfach verwendet; es ist eine Art Gütesiegel für Reifen, die eine Prüfung mit klar definierten Kriterien bestanden haben.
Prof. Kurt Bodewig, Präsident der Deutschen Verkehrswacht und Bundesminister a.D.: „Die Deutsche Verkehrswacht würde es begrüßen, wenn das Alpine-Symbol lieber heute als morgen die M+S-Kennzeichnung verbindlich ablösen würde.“
Des Weiteren ist wünschenswert, die Mindestprofiltiefe bei Winterreifen anzupassen. EU-Mitgliedstaaten, wie zum Beispiel die nordischen Länder und Österreich, schreiben zusätzlich zu den nicht ausreichenden M+S-Kennzeichnungen eine Profiltiefe von mindestens 3 mm bei PKW sowie 5 mm bei LKW vor. Bei geringerer Profiltiefe verlieren die Reifen ihre gute Haftung auf rutschigem Untergrund und ihre Kurvenstabilität, auch wird der Bremsweg länger.
Zum dritten müssen LKW und Busse derzeit nur auf den Antriebsachsen Winterreifen aufgezogen haben; dies soll auch nach der StVO-Novelle im Januar 2018 weiterhin gelten. Wer jedoch bei winterlichen Bedingungen auf Fernstraßen unterwegs ist, kennt die Bilder: LKW bleiben liegen, weil sie kleine Steigungen nicht bewältigen; Verkehrsstaus sind die Folge. Winterreifen mit dem Alpine-Symbol auf allen Achsen würden das Problem merklich einschränken, da sie die Fahrstabilität der LKW erhöhen und ihren Bremsweg verkürzen.
Bodewig: „Angesichts des wachsenden Verkehrs und verstärkter Verkehre bei Fernbussen wären auch diese Maßnahmen unbedingt umzusetzen. Ich hoffe auf klare Entscheidungen in der nächsten Bundesratssitzung, zu lange Diskussionen könnten die notwendige Anpassung der StVO verschleppen. Sie muss spätestens wie vom Bundesverkehrsministerium geplant zum Januar 2018 umgesetzt werden.“