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Umarmende Stille – Die Halligen im Wattenmeer

LebenFreizeit & ReiseUmarmende Stille - Die Halligen im Wattenmeer
Zu Besuch bei Nationalpark-Partnern

Hinter dem Deich ist noch nicht Schluss, hinter dem Deich liegen das Wattenmeer und die wundersame Welt der Halligen – weltweit einzigartig. Diese Halligen sind kleine Flecken Land in der Nordsee im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (gehören allerdings nicht zum eigentlichen Schutzgebiet). Weit weg vom Rest der Welt und drum herum Naturschönheiten, die ihresgleichen suchen. Und das Watt selbst ist ein Raum des Wandels und des Übergangs; amphibisch – nicht mehr Land, noch nicht Meer. Vielfältig, faszinierend und ein Freiraum, um Neues und Spannendes zu entdecken und zu genießen. Mit allen Sinnen Natur erleben. Nicht nur mittendrin sein, sondern auch mit ihrem Rhythmus leben: Das bieten Halligen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer – und die Nationalpark-Partner dort heißen Sie herzlich willkommen!

Die Reise kann gut in Breklum nahe Bredstedt beginnen. Vor den Halligen und schon abseits vom alltäglichen Getöse liegt das Christian Jensen Kolleg, ein ökumenisches Tagungszentrum. In den schönen Zimmern, modern und in nordischer Klarheit eingerichtet, kann jeder Gast übernachten, auch ohne Kolleg-Programm. Es ist ein schöner Ort, um in Richtung UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer und auf die Halligen zu starten. Es gibt – und das ist eine angenehme Ausnahme – keine Fernsehgeräte auf den Zimmern, dafür einen Park zum Spazierengehen. Das Kolleg ist auch ein Ort zum „Runterkommen“, ein Platz, so Geschäftsführer Stefan Schütt, um „…für die Seele Sorge zu tragen“.

Das Christian Jensen Kolleg ist Nationalpark-Partner und in bester Gesellschaft. Von hier aus kann es also losgehen. Zum Beispiel mit der Nationalpark-Watt- und Gästeführerin Christine Dethleffsen zur Hallig Südfall. Oder zur Hamburger Hallig radeln und dort hervorragend essen. Oder von Schlüttsiel aus mit Kapitän Petersen ins Wattenmeer und zu den Halligen fahren. Nach einer Nacht im Kolleg ist man entschleunigt, frei vom Getöse und bereit für diese Reise. (www.christianjensenkolleg.de)

Nationalpark-Watt- und Gästeführerin Christine Dethleffsen sammelt die Gruppe auf dem Deich von Fuhlehörn / Nordstrand. Sieben Kilometer weiter westlich schimmert die Hallig Südfall im Wattenmeer, das Ziel der heutigen Tour. Die Menschen marschieren dem ablaufenden Wasser hinterher. Links ist im Dunst die Halbinsel Eiderstedt zu erkennen. Zweieinhalb Stunden dauert der Gang über den Meeresboden – und führt entlang einer sagenhaften Siedlung, einst Rungholt genannt. Untergegangen in einer mörderischen Orkanflut vor sieben Jahrhunderten und noch heute seltsam lebendig, wenn man den Geschichten von Nationalpark-Partnerin Christine Dethleffsen lauscht und auf die Zeugnisse dieses untergangenen Landes achtet.

Noch immer eilt das Wasser in den Prielen des Wattenmeeres der Nordsee mit seltsam starkem Zug hinterher, „…bei Flut steht das Wasser hier zwei Meter hoch.“ Es ist ein schaurig-schönes Gefühl, dort unterwegs zu sein, wo der Mensch eigentlich nicht hingehört. Eine Ödnis auf den ersten Blick, tatsächlich jedoch einer der produktivsten Lebensräume der Erde. Christine Dethleffsen möchte auch das Kleine zeigen auf dieser Tour. Keine Frage, Robben und Seehunde sind schön und spektakulär, sind Sympathieträger, auch deshalb kommen Besucher in den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Und der Wattwurm, der Krebs? „…sind genauso wichtig. Und sicher nicht weniger interessant. Ich möchte euch auf dieser Tour auch die so genannten Small Five zeigen, wir nennen sie so nach dem Vorbild der berühmten Big Five der Safaris.“

Sagt es und hebt was auf. Als da wären: die Kleinen auf der großen Bühne – Krabbe und Krebs, Wattwurm und Wattschnecke, die Herzmuschel. Christine Dethleffsen erklärt und das macht neugierig. „Ich möchte meine Gäste sensibilisieren für das vermeintlich Unspektakuläre. Alles ist interessant!“ Ganz sicher ist es das, wenn Experten wie die Nationalpark-Partner hinführen. Sie sammelt die Gruppe kurz vor der Hallig eng zusammen. „So, und jetzt gehen wir hier schnell durch und trödeln nicht ´rum. In der Wiese leben Regenpfeifer und Seeschwalben – da müssen wir nicht unnötig stören.“ Und schließlich warten Gunda und Gonne Erichsen, die beiden Halligwarte und einzigen Bewohner, schon mit Kaffee und Kuchen.

Die Sommerabende an der Nordsee sind lang und die Gruppe macht sich auf den Heimweg. „Das ist meine liebste Zeit“, sagt Christine Dethleffsen, „alles wird ruhig im Watt und die Sonne zaubert ein sanftes, warmes Licht. Am schönsten sind die Wattführungen mit Sonnenuntergang – dann sind wir auch ganz allein im Watt.“ Ein tiefer Frieden, eine umarmende Stille. „Seid mal still und macht die Augen zu. Was hört ihr? Was riecht ihr?“ Es gibt nur eine Möglichkeit, dies herauszufinden: man muss hin in diesen großen, weiten Raum, sich öffnen und entdecken. (www.watt-wandern.de)

Entdecken lässt sich diese Nationalparkregion auch kulinarisch – also mit allen Sinnen erleben. Mit dem Fahrrad kann man von Nordstrand prima nach Norden radeln, vom Deich reicht der Blick weit hinaus auf das Wattenmeer, über die See. Der Wind weht den Geruch von Schafen, Wiese und Nordsee vorüber. Dann ist der Abzweig zur Hamburger Hallig erreicht. Der Weg führt hinunter in die Salzwiese und vier Kilometer weit in die scheinbare Unendlichkeit. Am Ende des Weges erhebt sich ein reetgedecktes Haus, strahlt mit weißgekalkten Wänden vor dem Sommerhimmel. Eine Parade Fahrräder lehnt am Geländer, Besteck klappert, verhaltenes Stimmengewirr. Willkommen auf der Hamburger Hallig, willkommen im „Hallig-Krog“.

Die Anfahrt hierher lohnt sich nicht nur wegen der Natur oder der einzigartigen Lage im Weltnaturerbe Wattenmeer, der „Hallig-Krog“ selbst ist einen Ausflug wert. Erik Brack, im wahren Wortsinn ausgezeichneter Koch und neugierig dazu, arbeitet handwerklich auf höchstem Niveau – und am liebsten mit dem, was die Region anbietet; das ist Garant für guten Genuss. „Der Gast erwartet hier eher Brathering als Dorade. Er erwartet regionale Zutaten und nicht solche aus der ganzen Welt. Ich mache mir Gedanken, was ich mit dem anfangen kann, was hier vor Ort wächst“, sagt der Nationalpark-Partner. Und das ist eine Menge mehr, als man denkt.

Ein kreativer Koch und eine vielfältige Natur – mehr braucht es nicht, um auf eine kulinarische Entdeckungsreise zu gehen. Knackiger Tang etwa, bezogen aus entsprechenden Zuchtbetrieben, ist ein wohldosierter Bestandteil neben Blattsalaten, Krabben und Dinkelbaguette. Er schmeckt leicht nach Jod und nach Meer (aber nicht nach Fisch); er schmeckt so, wie eine kräftige Brandung riecht. Mal etwas anderes, sehr authentisch.

Wer den Hallig-Krog schon lange kennt, freut sich, dass es den Klassiker Lammfrikadellen noch immer gibt. Apropos Lamm: „Wir räuchern Fleisch vom hiesigen Lamm über Heuschnitt vom Deich, damit wird es quasi parfümiert.“ Die Gerichte sind stimmig und spiegeln die Region wieder, das Ambiente im Krog ohnehin. „Stimmig ist auch die Nationalpark-Partnerschaft“, sagt Erik Brack, „das ganze Gefüge passt – ein schöner Ausflug, und vorher oder danach ein passendes Essen dazu!“ (www.hallig-krog.de)

Das Essen und dieser Ort mit dem Blick auf das „Halligmeer“ sind anregend und wecken die Lust auf weitere Entdeckungen im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Zum nächsten Nationalpark-Partner ist es nicht weit. Kapitän Uwe Petersen steuert die „MS Rungholt“ von Schlüttsiel ins Wattenmeer, die beiden Halligen Gröde und Oland sind das Ziel. Immer deutlicher tauchen die Warften der Halligen auf – Hallig Habel links, Nordstrandischmoor und Hooge voraus, Langeneß steuerbords. Wind wühlt die See auf, es riecht nach Meer. Wer mag, kann sich ein Fernglas ausborgen und in dieses Vogelparadies blicken. Die Halligen, Watten und Sandbänke sind Rast-, Nahrungs- und Ruheplatz für Vögel. Zu sehen gibt es immer etwas und im Herbst und Frühling machen hier riesige Schwärme Station. Gucken und Staunen von der Reling aus. Dann entlässt Kapitän Uwe seine Gäste für eine Stunde auf die Hallig Gröde.

Später, alle sind nach dem Ausflug wieder an Bord, erklärt er, warum die Halligen, vom Umwelt- und Naturschutzgedanken einmal abgesehen, so wichtig sind: „Halligen sind Küstenschutz! Sie brechen die Wellen, nehmen der Nordsee bei Sturmfluten ihre zerstörerische Kraft.“ Der Seegang hat zugenommen, schnelle, kurze Wellen klatschen an den Rumpf. „Hier treffen sich zwei Strömungen, da wird die See schon mal rauer“, erklärt Petersen.

Zwei Strömungen trafen sich hier auch in den 1980er Jahren. „Als es damals um die Zusammenarbeit mit dem entstehenden Nationalpark ging, stellte sich doch für jeden Beteiligten die Frage: Was kann man machen und wie? Ich stehe hinter dem Naturschutzgedanken“, sagt der Kapitän, und ein wenig Stolz auf „seinen“ Nationalpark merkt man ihm an, wenn er von den Halligen und ihrer einzigartigen Natur erzählt. Oder von den Seehunden, zu denen er mit Gästen ebenfalls fährt, „Eine intakte Natur ist natürlich auch in meinem Interesse, deswegen achte ich darauf – das ist schließlich meine Heimat!“ Und deswegen ist auch Kapitän Uwe Petersen mit seiner kleinen „MS Rungholt“ Nationalpark-Partner.

Er steuert das Schiff in das enge Fahrwasser Richtung Hallig Oland, dort ist er geboren und aufgewachsen. Auch für diesen Besuch gibt Käpt´n Petersen Tipps, wieder gehen die Gäste auf eine kleine Entdeckerreise in die geheimnisvolle Halligwelt. „Eine Partnerschaft ist auch ein ständiger Prozess des Austauschens“, sagt Uwe Petersen, „wir können mitreden und mitgestalten.“ Und morgen geht es zu den Sandbänken vor Langeneß. Nur nicht zu nahe – denn da liegen die Seehunde und ruhen sich aus. Und wer wüsste besser wo, wie und wann als der erfahrene Kapitän; als der, der hier zuhause ist. Nationalparkpartner – eine Partnerschaft für Mensch und Natur. (www.halligmeerfahrten.de)

Ein solcher Ausflug in das einzigartige Naturwunder Wattenmeer ist faszinierend. Zu sehen und zu erleben, das dürfte jetzt klar sein, gibt es genug – und gute Gründe, zur Hallig Hooge zu fahren. Das Wattenmeer ist auch deshalb zum Nationalpark erklärt worden, weil es für den Vogelzug von zentraler Bedeutung ist. „Jeden Frühling und Herbst rasten im gesamten Weltnaturerbe Wattenmeer zehn bis zwölf Millionen Zugvögel. Das Wattenmeer produziert eine enorme Menge an Biomasse, für die Vögel eine unersetzliche Nahrungsgrundlage während ihres Zuges. Das Wattenmeer mit seinen ungestörten Räumen ist gewiss ein Rast- und Ruheplatz; es ist aber vor allem ein Ort, um sich satt zu fressen“, erklärt Michael Klisch. Er leitet den Standort Hooge der Schutzstation Wattenmeer: ein Ort zum Erfahren und zum Erleben. Jedes Jahr verbringen dort mindestens fünf junge Leute ein freiwilliges Jahr. Motiviert und leidenschaftlich führen sie Besucher ins Watt, in den Nationalpark hinaus und, zum Beispiel beim Blick durch das Mikroskop, in die Welt des Wissens hinein. Wattwurm & Co. werden schnell übersehen, ohne sie gäbe es jedoch kein Watt und keinen Stopover beim Vogelzug an der Nordseeküste.

Der Nationalpark Wattenmeer in Schleswig-Holstein ist aus jeder Perspektive pure Faszination. Wer das Watt im Großen wie im Kleinen entdecken möchte, ist bei erfahrenen Nationalpark-Partnern wie der Schutzstation Wattenmeer bestens aufgehoben. Und warum? Abseits vom Fachwissen hat Michael Klisch einen ganz einfachen, ehrlichen Grund: „Wir sind von der Natur reich beschenkt, das möchten wir gern teilen!“ Und es lohnt sich, dieses Angebot anzunehmen: „Wir wollen heute zwei Stunden in das Wattenmeer hinausgehen“, sagt Niclas Niederdrenk. Der junge Mann verbringt seinen Bundesfreiwilligendienst bei der Schutzstation Wattenmeer auf Hooge und möchte heute die Gäste mit der Vogelwelt bekannt machen. „Wir haben im Wattenmeer das ganze Jahr eine große Zahl an Vögeln und Arten, hier gibt es immer etwas zu sehen“, weiß Niclas und es geht los. Über den Sommer kann man zum Beispiel Säbelschnäbler und Sandregenpfeifer beobachten – die sind jetzt als Brutvögel hier. „Und im Frühjahr und Herbst sieht man große Schwärme an Knutts und Alpenstrandläufern, wie sie gemeinsam ihre Formationen fliegen.“

Auf einer Sandbank trippeln gesellige Vögel hin und her; schwarz-weißes Gefieder, orangeroter Schnabel, rote Beine. „Das sind Austernfischer“, erklärt Niclas. Vogelfaszination zu jeder Zeit. Niclas hat noch etwas: „Mit Glück können wir hier im Nationalpark ein tolles Naturschauspiel sehen: wenn ein Schwarm Goldregenpfeifer bei tiefstehender Sonne sein Himmelsballett aufführt und in das passende Licht gerät, dann schimmert der ganze Schwarm wie Gold!“ Und die Gäste geraten bei tiefstehender Sonne ebenfalls ins Schwärmen, weit draußen im UNSECO-Weltnaturerbe Wattenmeer. www.schutzstation-wattenmeer.de/unsere-stationen/hooge

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